: „Die drei in Mölln gehörten zu uns“
■ Weihnachtsworte Weizsäckers gegen Fremdenfeindlichkeit, für klare Gesetze
Bonn (dpa) – Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat zum Weihnachtsfest zur Ächtung von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt aufgerufen und zugleich den Beitrag gewürdigt, den ausländische Mitbürger seit Jahrzehnten mit ihrer Arbeit in Deutschland erbringen. In seiner traditionellen Weihnachtsansprache sagt der Bundespräsident, die brutalen Gewalttaten und Brandstiftungen hätten „unser aller Menschenwürde“ aufs Spiel gesetzt. Aus Bürgerkriegen und Elend flüchteten viele nach Deutschland. „Wer wollte ihnen denn daraus einen persönlichen Vorwurf machen“, fragt der Bundespräsident. „Ebenso verständlich ist, daß wir unmöglich alle aufnehmen können.“ Deshalb müßten vernünftige, klare und humane Regelungen gefunden werden. „Aber wir dürfen uns nicht zu einer Kampagne gegen entwurzelte Menschen in Not hinreißen lassen.“ Fremdenfeindlichkeit zeuge nur von eigener Schwäche. Weizsäcker möchte den Zugang zur deutschen Staatsangehörigkeit erleichtert sehen, um die Lebenslage von Ausländern zu verbessern und das Zusammenleben zu fördern.
Schon in der Sprache sei darauf zu achten, daß Ausländer nicht ausgegrenzt werden. Die zehnjährige Yeliz Arslan, die mit zwei Verwandten beim Brandanschlag in Mölln getötet wurde, sei hier geboren worden und habe nie anderswo gelebt. In den deutschen Medien habe es aber einfach geheißen: „drei Türken“. Schon diese Sprache, kritisierte Weizsäcker, „die sich ausschließlich am Paß orientiert, sie suggeriert, wer fremd bleiben soll. Dabei gehörten die drei in Mölln doch zu uns!“
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