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Plutonium für Embargo-Staaten

■ „Monitor“: Illegaler Handel auch mit Kampfflugzeugen

Köln (dpa) – Neben dem illegalen Waffenhandel organisieren Banden über den ehemaligen Ostblock offenbar auch Geschäfte mit radioaktiven Materialien. Zwei „Monitor“-Reportern seien von solchen Händlern neben Kampfflugzeugen auch Plutonium und Uran angeboten worden, berichtete das Magazin am Wochenende vorab aus der Sendung vom Montag abend. Zentrale Figur soll ein Ex-Hauptkommissar der DDR- Volkspolizei sein.

In Warschau seien den Journalisten, die sich als Interessenten für die Regierung eines Landes ausgegeben hätten, das einem internationalen Rüstungsembargo unterliegt, 30 Kilo angereichertes Uran235 und sechs Kilo des hochgiftigen Plutoniums offeriert worden. Als Verkäufer des Atombombenmaterials sei ein Ex-Staatssekretär des polnischen Kulturministeriums aufgetreten, der von der Justiz gesucht werde. Als Preis habe er umgerechnet rund zwei Millionen Mark pro Kilo Plutonium und etwa 800.000 Mark pro Kilo Uran235 gefordert. Inzwischen habe das Bundeskriminalamt Ermittlungen aufgenommen.

Der Ex-DDR-Kommissar, so „Monitor“ weiter, vermittle von Dresden aus Waffenangebote aus Polen, der Ukraine und Rußland. Der Mann habe den Journalisten die Lieferung von schwerbewaffneten polnischen Schnellbooten und fünfzehn Jagdflugzeugen vom Typ MiG 29 aus den Beständen der ukrainischen Armee garantiert. Eine heimliche Lieferung in das ehemalige Jugoslawien habe der Ex-Polizist selbst organisieren wollen – als „humanitäre Hilfe“ getarnt.

In Warschau hätten die Reporter auch einen Vorvertrag für die Lieferung von fünfzehn Schnellbooten in ein Embargo-Land geschlossen, so das Magazin weiter. Partner sei ein staatlicher polnischer Außenhandelskonzern. Während der zweitägigen Verhandlungen sei mit den Journalisten auch offen über die Umgehung des Embargos gesprochen worden. Für den Fall, daß Polen nur unbewaffnete Kriegsschiffe liefern könne, sicherte der Dresdner Waffenhändler Vermittlung und Transport von Waffen zu.

In der Bundesrepublik sind im vergangenen Jahr mehrere Fälle von Schmuggel mit radioaktivem Material aufgedeckt worden. Im Oktober gelang den deutschen Behörden der bislang größte Schlag: In einem Schließfach des Frankfurter Bahnhofs wurde ein 17 Kilo schwerer Behälter mit Cäsium137 entdeckt, im Kofferraum eines Autos ein zweiter Behälter mit drei Kapseln Strontium90 – drei Polen und ein Deutscher wurden festgenommen.

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