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Der Markt ist gnadenlos

■ Kiechle gegen freien Agrarmarkt

Berlin/Frankfurt/Main (taz/ dpa) – Der freie Markt sei „gnadenlos“, er nehme keine Rücksicht auf Naturgegebenheiten und kenne keine sozialen Kriterien. Mit diesen Worten hat am gestrigen nachweihnachtlichen Sonntag ein Mitglied der Bundesregierung der Lehre von den segensreichen Kräften des Marktes abgeschworen: Ernährungsminister Ignaz Kiechle (CSU). Einen freien Markt für die Landwirtschaft lehne er ab, sagte der Bauernminister gestern.

Etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland würde, da sie in benachteiligten Gebieten liege, bei einem freien Markt mit härtestem Konkurrenzkampf wohl nicht mehr bewirtschaftet. Kiechle sprach sich erneut für einen geordneten Weltmarkt aus. Wenn es gelinge, das Angebot an landwirtschaftlichen Produkten in der EG an die vorhandene Nachfrage anzupassen, dann könnten auch die Erzeugerpreise für die Bauern wieder besser werden.

Nach Kiechles Ansicht braucht jeder Staat eine funktionierende Landwirtschaft. Wo es sie nicht gebe, entstünden meist beträchtliche Schwierigkeiten. Sie reichten von der Nahrungsmittelversorgung über die Sicherung der Bodenfruchtbarkeit bis zur Erhaltung des „Gesichts unserer Heimat“. Daß letzteres im Zuge von Flurbereinigung und EG-Subventionen für die Agro-Industrie in den vergangenen 30 Jahren traktorgerecht verändert wurde und sich die Bodenfruchtbarkeit durch die Intensivbewirtschaftung verschlechterte, erwähnte Kiechle nicht.

Wenn man aber Bauern brauche, so der Landwirtschaftsminister, dann sei es auch erforderlich, sie am allgemeinen Wohlstand teilhaben zu lassen. Das gehe entweder über hohe Preise, wenn der Staat die Bauern von der ausländischen Konkurrenz abschirme, oder mit Zuschüssen, um Lebensmittel für Verbraucher preisgünstig halten zu können.

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