: Deutliche Warnung Bushs an die serbische Führung
■ Der kroatische Präsident Tudjman fordert Ultimatum vor Militäraktion/ UNO erwartet Großoffensive der bosnisch-kroatischen Truppen auf Sarajevo
Genf (AFP/dpa) – US-Präsident George Bush hat die serbische Führung vor einer Ausweitung des Krieges im Kovoso gewarnt und mit dem Einsatz von US-Truppen gedroht, falls Serbien gegen die dort lebenden Albaner vorgeht, berichtete die New York Times. Die USA unterrichteten die serbische Führung ferner über ihre Bereitschaft, ein vom Weltsicherheitsrat beschlossenes Flugverbot über Bosnien-Herzegowina mit Hilfe ihrer Militärmaschinen durchzusetzen. Im Sicherheitsrat allerdings zeichnete sich auch am Montag noch keine Einigung über die militärische Durchsetzung dieses Flugverbots ab.
Der kroatische Präsident Franjo Tudjman hat am Montag am Rande der internationalen Jugoslawien-Konferenz in Genf ein Ultimatum an die Konfliktparteien in Bosnien-Herzegowina verlangt, um den Krieg zu beenden. Tudjman kam anschließend mit UNO- Generalsekretär Butros Ghali zusammen, der auch mit dem Präsidenten von Rest-Jugoslawien, Dobrica Ćosić, konferierte. Ghali verficht eine Lösung des Konflikts allein auf dem Verhandlungswege. Der UNO-Generalsekretär wird voraussichtlich am Donnerstag in Sarajevo die UNPROFOR-Friedenstruppen besuchen.
Tudjman erklärte, die wichtigsten europäischen Länder, die USA und der UNO-Sicherheitsrat müßten sich zunächst darüber klarwerden, wie sie welche Ziele in Bosnien-Herzegowina erreichen wollten. Ein Ultimatum, das von der Bereitschaft getragen werde, es notfalls auch militärisch durchzusetzen, werde bereits zum Ziel führen. Um jeden Preis müsse eine Lösung gefunden werden, da eine Ausweitung dieses Krieges drohe. Tudjman sprach mit dem restjugoslawischen Präsidenten Dobrica Ćosić über eine rasche Normalisierung der Beziehungen von Kroatien und Rest-Jugoslawien. Es ist allerdings nach den Wahlen vom vorletzten Wochenende zu fragen, welchen Einfluß Ćosić überhaupt noch hat. Am 2. Januar soll in Genf eine erste gemeinsame Verhandlungsrunde aller drei Kriegsparteien auf hoher politischer Ebene beginnen.
Der bosnische Außenminister Haris Silajdzic warnte in einem am Montag veröffentlichten Gespräch mit der Zagreber Tageszeitung Novi Vjesnik, die militärische Intervention in Bosnien werde um so schwieriger und teurer, je weiter sie verschoben werde. Das Waffenembargo verurteilte er als „unlogisch, illegal und amoralisch“, da es vor allem die Opfer treffe. Der französische Außenminister Roland Dumas hatte am Sonntag abend im Fernsehsender France-2 gesagt, seiner Meinung nach sei eine Militärintervention in Bosnien-Herzegowina jetzt „notwendig“, um das von der UNO verhängte Flugverbot durchzusetzen. Frankreich sei bereit, die Angelegenheit im UN-Sicherheitsrat weiterzuverfolgen und sich an einer UN-Militärmission in Bosnien- Herzegowina zu beteiligen.
Auf den Igman-Bergen südwestlich von Sarajevo wird eine „sehr deutliche Verstärkung“ der moslemischen Truppen beobachtet. Der stellvertretende Chef der bosnischen Serben Nikolai Koljevic sagte in Genf, er erwarte den Beginn der Offensive „in den kommenden Tagen“. Sie werde wahrscheinlich noch vor der Konferenz am 2. Januar gestartet.
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