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SV Inter vor!

■ Kleine Somalier, Libanesen und Bremer kicken regelmäßig an der Weser

hier die Fußball-Kids

„Schu-tobe“ gellt Biläls Warnruf über die Rasenfläche. Das ist ara

bisch und heißt möglicherweise „Achtung“. Der Torwart weiß schon Bescheid, unruhig trippelt er zwischen den imaginären Torpfosten hin und her. Er fürchtet die Bälle des 14-jährigen Murat, der als „Pele“ der Equipe gehandelt wird. „Jaaa!“, Najmi hat den Schuß auf der Torlinie gehalten! Ein kurzer Moment der Freude, dann ist der Ball wieder im Spiel.

Das Fußballteam, das allwöchentlich auf den Weserwiesen im Viertel kickt, ist eine ungewöhnlich bunte Truppe. Zwischen 7 und 14 Jahre alt sind die 12 Jungs aus Somalia, dem Libanon und Bremen.

Sie alle leben in einer Flüchtlingsunterkunft im Ostertor-Viertel. Bis auf den 12-jährigen Alexander. „Ich bin in Bremen geboren“, sagt er etwas verlegen und erweckt den Eindruck, als käme er lieber von weiter her. Der Jüngste in der Gruppe, Mouse, kam erst

vor zwei Wochen in Bremen an; noch versteht er kein Deutsch. In wichtigen Fragen übersetzt Abian. Der ist Somalier wie Mouse, lebt schon länger hier und ist mit 14 Jahren einer der älteren Spieler.

Somalia, Libanon, Bremen: Los, weiterspielen!

Viel Übersetzen muß er nicht. Schließlich treffen die Jungen sich nicht zum Reden, sondern zum Fußballspielen.

Daran lassen sie auch in den kurzen Verschnaufpausen keinen Zweifel, immer rangeln sie um den Ball. Kaum sitzen sie, drängelt Ahmed schon: „Los, wir machen weiter!“

Das Fußballspiel bietet den Jungen ein sicheres Terrain. Denn fußballbegeistert waren sie schon in ihren Heimatländern. An der Weser spielen sie seit einem dreiviertel Jahr. Bislang konnte selbst das feuchte Wetter ihrem Sportsgeist nichts anhaben. Obwohl es ziemlich kalt geworden ist und bei Regen das Treffen ausfallen muß, spielen sie noch draußen. „Ein Hallenplatz im Viertel ist das dringendste Anliegen“, sagt Andreas Noack von der Flüchtlingsinitiative in der Schildstrasse für die Jungen.

Einen Namen hat die Mannschaft noch nicht. Auf Nachfrage prasseln Vorschläge in die Runde: „Argentinien“ — „Nein, Mailand!“ Bis einer auf die Idee kommt: „SV Inter!“ „Inter“, wie international, das paßt!

Eva Rhode / Foto: T.V.

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