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Aktien: 1992 in USA ein Gewinn

■ In der Bundesrepublik bröselten jedoch die Kurse im Schnitt/ Weniger hochspekulative Optionsgeschäfte

New York/Frankfurt (dpa/AP/ taz) – Die amerikanischen Aktienmärkte haben 1992 trotz der Wahlniederlage von George Bush und einer relativ schwachen Wirtschaftsentwicklung mit bescheidenen Kursgewinnen abgeschlossen. Der Dow-Jones-Index für 30 Industrieaktien hat sich um 4,2 Prozent auf 3.301,11 Punkte verbessert. Der „Standard and Poor‘s 500“, in dem die Aktien von 500 führenden US-Großkonzernen enthalten sind, legte ebenfalls nur um 4,5 Prozent zu. Der Umsatz in New York lag bei 51,4 Milliarden Aktien.

Hinter den Aufwärtsbewegungen verbergen sich aber drastische Gewinne und Verluste in den verschiedenen Branchen. So legten die Kurse der Halbleiter-Industrie gleich um 66 Prozent zu, Auto-Aktien waren 41 Prozent mehr wert, und Banken-Papiere kletterten um 40 Prozent. Dagegen gab es für die Computerindustrie als Ganzes wegen der Halbierung des IBM-Kurses auf nur noch 50 3/8 Dollar einen Rückschlag um 20 Prozent. Weitere Verlierer waren die Pharma- Aktien (minus 20 Prozent), Edelmetall-Papiere und Immobilien (minus 15). Es ließ sich also trotz des positiven Jahresabschlusses des DJ-Index an der Wallstreet eine Menge Geld verlieren. Experten raten daher auch für 1993 zu vorsichtigen Strategien bei der Geldanlage in Aktien.

Die US-Börsen hatten 1992 dank sinkender US-Zinsen einen Blitzstart. Doch stellte sich dann der erhoffte Konjunkturanstieg erneut als Fehlstart heraus. Die Aktienkurse bewegten sich im April deutlich nach unten. Dank der niedrigsten Tagesgeldzinsen seit 30 Jahren erreichte der „Dow“ bis 1. Juni ein Rekordhoch von 3.413,21 Punkten, ehe er bis 9. Oktober auf sein Jahrestief von 3.136,58 Punkten absackte. Seither hat er sich wieder erholt, da es inzwischen doch eine deutliche Konjunkturbelebung gibt.

Für 1993 liegen die Prognosen prominenter Wallstreet-Makler in einer erneut relativ engen Dow- Bandbreite von 3.000 bis 3.600 Punkten. Viel wird davon abhängen ob sich Clinton mit seinen wirtschaftlichen Ankurbelungsmaßnahmen und Steuererhöhungen bescheidet. Einige Baissiers befürchten jedoch „eine massive Kurskorrektur nach unten“. Sie verweisen auf die, „gemessen an den Unternehmensgewinnen, hohen Kurse der meisten amerikanischen Aktien und auf die niedrigen Dividendenrenditen“.

In Deutschland hingegen schloß der Deutsche Aktienindex (DAX), der die Kurse der 30 meistgehandelten Aktien umfaßt, mit 1.545,05 Punkten um 3,6 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr. Dafür wurde noch nie soviel Geld an der Börse hin- und hergeschoben wie wie 1992: über vier Billionen Mark.

Der Gesamtumsatz an den acht Wertpapierbörsen der Bundesrepublik – 4,583 Billionen Mark – entspricht rund dem Doppelten des westdeutschen Bruttosozialprodukts eines Jahres. Davon entfielen fast 70 Prozent allein auf Rentenpapiere. Die hohen Renditen für öffentliche Anleihen zumal in der ersten Jahreshälfte sorgten dafür, daß diese Geldanlage eine 51prozentige Umsatzsteigerung verbuchen konnte.

An der Aktienbörse wurden zu 94,5 Prozent deutsche Anteilsscheine gehandelt, der Umsatz mit Auslandsaktien betrug nur noch 22,1 Milliarden Mark nach 26,9 Milliarden im Jahr zuvor.

Rückläufig war auch das Geschäft mit den risikoreichen Optionsscheinen – das sind Papiere, die zum Kauf oder Verkauf von Aktien zu einem festgelegten Kurs und einem Termin in der Zukunft berechtigen. Der Handel in dieser besonders spekulativen Anlageform ging binnen Jahresfrist um gut 22 Prozent auf 56 Milliarden Mark zurück.

Renner am Rentenmarkt blieben 1992 die Anleihen von Bund, Bahn und Post mit einem Anteil von 77,2 Prozent und einem Volumen von 2,4 Milliarden Mark. Der Handel mit Auslandsanleihen stieg um 40 Prozent auf 154,8 Milliarden Mark.

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