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Unterm Strich

Die US-amerikanischen Filmkritiker haben Clint Eastwoods Western „Erbarmungslos“ zum besten Film des Jahres 1992 gekürt und Eastwood als besten Regisseur ausgezeichnet. David Webb Peoples, der Autor von „Erbarmungslos“, erhielt den Preis für das beste Drehbuch, Gene Hackmann wurde für seine Darstellung des „genialen, aber sadistischen“ (dpa – wieso „aber“?) Sheriffs als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Als beste Hauptdarsteller wurden Stephen Rea („Crying Games“) und Emma Thompson („Howards End“) ausgezeichnet. Beste Nebendarstellerin: Judy Davis („Husbands and Wives“).

Obwohl morgen eine Filmkritik zu Roman Polanskis neuem Film „Bitterer Mond“ auf diesen Seiten erscheint, hier zwecks Steigerung der Spannung einige Stichworte aus der dpa-Kritik von Claas Thomsen: „Biedermann Nigel erlebt eine schaurige Achterbahnfahrt durch die Welt der Gefühle. Und während das Schiff immer heftiger vom Sturm geschüttelt wird, gerät auch der Zuschauer in den beängstigenden Sog der Liebe, der Besessenheit und des Hasses... Gepeitscht von der Verachtung des einst rasend verliebten Oscar, verfällt Mimi zu einem bedauernswerten Wesen – um dann als furchtbarer Racheengel zu neuem Leben zu erwachen.“

Als Forum des internationalen Kurzfilms und als Treffpunkt von Filmemachern aus dem In- und Ausland präsentiert sich vom 27. bis zum 31. Mai 1993 das 9. Internationale Hamburger Kurzfilmfestival „No Budget“. Der mit 20.000 Mark dotierte Hamburger Kurzfilmpreis wird wie immer in drei Kategorien vergeben. Um den „No Budget“-Preis ans Herz drücken zu können, darf ein Filmemacher maximal 15 Minuten mit Omas Erspartem finanziert haben, doch jeder Pfennig Filmförderung führt zu sofortigem Ausschluß. Filme mit Produktionsförderung, die nicht länger als 20 Minuten sind, werden im „Steppin' Out“- Programm gezeigt. Dreiminütige Streifen im „Flotten Dreier“ stehen unter dem Motto „chinesisch“.

Unter No-Budget-Problemen leiden auch protestantische Pfarrer. Damit sich die evangelische Geistlichkeit trotzdem schicklich bekleiden kann, hat der Nürnberger Schneidermeister Reinhard Albrecht ein Second-hand-Geschäft für gebrauchte Talare eröffnet. „Schlechtes Wetter und sandige Böden auf Friedhöfen schaden dem Stoff am meisten. Deshalb leisten sich die Pfarrer den gebrauchten Zweittalar hauptsächlich für Friedhofsgänge“, so Albrecht.

Evangelischen Geistlichen, die diese neuen Sitten mißbilligen, sei zwecks Erwerbung eines neuen Gewandes wärmstens das Spendensammeln ans Herz gelegt. Der Wiederaufbauverein der 1726 erbauten Dresdner Frauenkirche konnte 1992 3,2 Millionen Mark Spenden für die Rekonstruktion der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche bereitstellen. Das gäbe einen schönen Purpurtalar.

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