■ Tennis: Zeit fürs Kamel
Doha/Katar (taz/dpa) – Für Boris Becker und Patrik Kühnen begann die Tennissaison 1993 mit schwerer Arbeit nach erholsamen Tagen in Katar. Nach einem Kamelritt am Sonntag und ihrem Erstrunden- Sieg im Doppel erreichten sie auch im Einzel nach Drei-Satz-Erfolgen die 2. Runde. Dabei hatte Becker beim 6:7 (2:7), 6:2, 6:0 gegen den Südafrikaner Gary Muller einen Satz lang viel Mühe, und auch Kühnen tat sich bei seinem überraschenden 2:6, 6:4, 6:1 gegen den an Nummer 8 gesetzten Thomas Carbonell aus Spanien zunächst sehr schwer. Becker trifft im Achtelfinale auf den Franzosen Stephan Simian, der Bamberger auf Michiel Schapers aus den Niederlanden.
Ausgeschieden sind dagegen Karsten Braasch aus Hagen mit 3:6, 6:7 (5:7) gegen den Weltranglisten- Zweiten Stefan Edberg und der Berliner Markus Zoecke mit 2:6, 3:6 gegen Schapers.
Neben Becker und Edberg ist von der absoluten Weltspitze auch noch Goran Ivanisevic am Start. Daß das Turnier in dem Scheichtum so gut besetzt ist, hat allerdings nichts mit dem eher bescheidenen Preisgeld von 450.000 Dollar zu tun. Aber die Einnahmen sind – wie in Katar üblich – steuerfrei, genauso wie die großzügigen, sechsstelligen Antrittsgelder.
Außerdem ist das Turnier, für das extra ein 80 Millionen Mark teures Stadion mit 5.000 Sitzplätzen aus dem Boden gestampft wurde, eine ideale Vorbereitung auf die am 18.Januar beginnenden Australian Open. Der Zeitunterschied ist durch den Zischenstopp am Golf auf zwei Etappen verteilt, und das Klima ist deutlich wärmer als in Europa, wenn auch nicht so heiß wie down-under.
Zudem wird in Katars Hauptstadt Doha auf exakt demselben Belag gespielt wie beim ersten Grand- Slam-Turnier des Jahres. Auf diesem Luxus hatten die Stars der Branche bestanden, und da Hamad Bin Khalifa Al Thani, seines Zeichens Sportminister, für seinen Traum von einem gutbesetzten Tennis-Turnier nichts zu teuer ist, legte er noch einmal eine siebenstellige Summe für den Kunststoffbelag drauf. Eine Investition, die er nächstes Jahr noch einmal wird tätigen müssen, weil der Kunststoff die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit nur einige wenige Wochen überleben wird.
Boris Becker war bereits eine Woche vor Turnierbeginn angereist und nutzte die Möglichkeit, sich unbemerkt in der Öffentlichkeit zu bewegen. In Katar sind die tennisspielenden Millionäre fast unbekannt. Am Sonntag kamen einige Spieler einer Einladung zum Kamelrennen nach, und auch Becker schwang sich auf eines der Höckertiere. Auch sonst hatten die Spieler vor dem Turnier viel Zeit, weil die stärksten Regenfälle seit 15 Jahren das Training verhinderten.
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