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Spaltet Super-Jumbo die Airbus-Partner?

■ Boeing verhandelt mit Dasa und British Aerospace über Großraumflugzeug

Berlin (taz) – Eigentlich kann Jean Pierson, Chef der GIE Airbus Industries die Amerikaner gar nicht leiden. Jahrelang mußte sich das europäische Flugzeugkonsortium gegen die übermächtige US- Konkurrenten Boeing und McDonnell Douglas eine Marktposition erkämpfen. Daß nun ausgerechnet der Marktführer Boeing mit zwei Airbus-Partnern, der zum Daimler-Konzern gehörenden Deutschen Aerospace (Dasa) und British Aerospace (BAe), direkt über den Bau eines Super-Jumbos mit 600 bis 800 Sitzplätzen verhandelt, mußte auf die Airbus-Allianz wie Verrat wirken. Den gibt es laut Pierson zwar nicht, aber dem Airbus-Commander war gestern der Unmut deutlich anzumerken. „Der Airbus-Aufsichtsrat wird sich sehr schnell zu einem gemeinsamen Text äußern, der den Rahmen, die Umstände und die Dauer einer Durchführbarkeitsstudie festlegt“, sagte Pierson. Danach werde man schnell feststellen können, „ob Boeing ein mögliches Projekt versanden lassen, uns spalten oder wirklich mitspielen will“.

Das Wall Street Journal hatte am Dienstag berichtet, daß Boeing nach Kooperationsmöglichkeiten mit der Dasa und British Aerospace suche. Beide Unternehmen haben die Gespräche inzwischen bestätigt. Die Dasa räumte zwar den übrigen Airbus-Partnern großzügig eine Mitarbeit an der geplanten Sudie ein, doch die Projektführung dürfte sich der deutsche Luft- und Raumfahrtkonzern damit wohl kaum aus den Händen nehmen lassen. Die geplante Zusammenarbeit wird auch nicht ohne Folgen auf das ohnehin zerstrittene Airbus-Konsortium bleiben, zu der außerdem die französische Aerospatialegruppe und die spanische Casa gehören.

Vor allem die Kosten zwingen die Erzkonkurrenten zur Kooperation: der Aufwand für solche Projekte hat Dimensionen erreicht, die einzelne Unternehmen finanziell heillos überfordern würden. Allein die Entwicklungskosten für ein derartiges Großraumflugzeug werden auf rund 15 Milliarden US-Dollar, die der Triebwerke auf weitere 10 Milliarden geschätzt. Ein solcher Batzen ist für die Firmen wohl kaum aufzubringen, zumal der gnadenlose Preiskampf bei der Fliegerei auch der Flugzeugindustrie das Geschäft gründlich versaut hat. Die Produktionen mußten gedrosselt und bereits Tausende von Arbeitsplätzen abgebaut werden.

Neuen Auftrieb verspricht sich die Flugzeugindustrie schon lange von einem Supervogel, der Ende der 90er Jahre die betagte Boeing 747 ablösen könnte. Auf bis zu 600 Exemplaren hat die Dasa den Bedarf im Jahre 2010 hochgerechnet. Doch die Experten sind da skeptischer: McDonnell Douglas wollte kürzlich einen zweistöckigen Flieger mit 600 Sitzplätzen mit Hilfe Taiwans auflegen, doch die befragten Airlines zeigten wenig Interesse. Doch auf diesen Konkurrenten haben es Boeing und Airbus wohl abgesehen. Erwin Single

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