Workshop für geflüchtete JournalistInnen: Aufbau eines Netzwerks

21 Menschen hat die taz zu einem Vernetzungstreffen nach Berlin eingeladen.

Die TeilnehmerInnen Bild: Anja Weber

von Christian Jakob

Ein säkularer Blogger aus Bangladesh, den Islamisten und Hindunationalisten gleichermaßen verfolgten. Eine junge Frau, die in Syrien als TV-Journalistin gearbeitet hat, bis der Krieg eskalierte. Ein somalischer Intellektueller, der ein Web-Magazin für die somalische Diaspora entwickelt hat.

21 Menschen wie sie hat die taz am 28.01.2017 zu einem Vernetzungstreffen nach Berlin eingeladen. Sie alle sind Journalisten – Print, TV, Radio, Online – , sie alle kamen als Flüchtlinge nach Deutschland und sie alle haben damit begonnen, hier kleine Strukturen aufzubauen, um wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können: Newsletter und Webformate, Radioprogramme, teils gar Printmedien. Es sind wertvolle Stimmen, Blickwinkel, Kompetenzen für die unvermindert anhaltende Debatte um Flucht und Integration.

Wäre ein Netzwerk ihrer Projekte wünschenswert? Was könnte, was müsste es leisten? Wäre gar ein gemeinsames Medium geflüchteter Journalist_innen denkbar? An wen würde es sich richten? Was wäre dazu nötig? Zwei Tage sprachen die Kolleg_innen über diese Fragen, begleitet von einem Gruppencoach der Deutsche Welle Akademie.

Ein fertiges Konzept, eine Diskussionsgrundlage gab es nicht, absichtlich nicht. Nichts war schon vorgedacht, nichts sollte den Diskussionsraum einengen. Inspiration jedoch wurde sehr wohl geboten: Als Impulsgeber kamen Menschen, die es bereits geschafft hatte, Medienprojekte praktisch ohne Ressourcen erfolgreich zu etablieren. Ekrem Senol zum Beispiel, der Gründer des migrationspolitischen Online-Magazins Migazin.

Oder die protestierenden Flüchtlinge vom Oranienplatz, die heute eine mehrsprachige Zeitung herausgeben und sie deutschlandweit in Flüchtlingsheimen verteilen. Oder Felix Zimmermann, heute Leiter der taz.am Wochenende, der einst in Oldenburg ein Online-Lokalmagazin aufbaute und damit der Monopol-Tageszeitung ernsthafte Konkurrenz machte. Sie sollten Mut machen und zeigen, was möglich sein kann.

Am Ende entschieden sich alle Teilnehmer_innen, gemeinsam am Aufbau eines Netzwerks für Medien von Geflüchteten zu arbeiten. Drei Journalist_innen wurden als Koordinationsgruppe bestimmt. Auf dem taz-Lab am 29. April in Berlin wollen sie das Projekt der Öffentlichkeit vorstellen.