: Bodycheck für Kirch
■ Berliner Medienrat legt Widerspruch gegen DSF-Lizenz ein
Dem Tele-5-Nachfolger DSF (Deutsches Sportfernsehen) droht, kaum auf Sendung, das Aus. Der Medienrat Berlin-Brandenburg hat die Zulassung durch die Bayerische Landesmedienzentrale beanstandet und Widerspruch eingelegt. Dieser Widerspruch ist nicht nur ein herber Schlag gegen die DSF-Betreiber um den Münchner Medienmogul Leo Kirch, sie ist zugleich eine Ohrfeige für den Präsidenten der Bayerischen Landesmedienzentrale, Wolf-Dieter Ring, der dem DSF kurz vor Jahreswechsel die Satellitenzulassung erteilt hatte. Diese Genehmigung ist die Grundlage für die Einspeisung in die Kabelnetze.
Monatelang hatten sich die Direktoren der Landesmedienanstalten mit der Umwandlung von Tele5 in einen Sportkanal befaßt. Es ging unter anderem um die Frage, ob die Beteiligung von Kirch eine Konzentration von Meinungsmacht im Fernsehbereich darstelle. Neben DSF ist die Kirch-Familie bei Pro7, Kabelkanal und Sat.1 dabei. Laut Rundfunkstaatsvertrag darf ein Anbieter jedoch nur an zwei Stationen beteiligt sein. Ende Dezember verkündete der Chef der Bayerischen Landesmedienzentrale dennoch die Zulassung, alle Unklarheiten über die Rolle des Kirch-Konzerns seien beseitigt. Es ist allgemein bekannt, daß Ring unter großem Druck seitens der CSU stand. Gegen diese Zulassung hat der Berliner Medienrat nun Widerspruch eingelegt, da sie „als Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag zu beanstanden“ sei. Dieser Widerspruch müßte zur sofortigen Abschaltung des DSF auch in Bayern führen. Sollten sich die Süddeutschen jedoch mit Hilfe einer „Anordnung der sofortigen Vollziehung“ zur Wehr setzen, dann wollen die Berlin-Brandenburger gerichtlich gegen ihre bayerischen Kollegen vorgehen. Sie sind der Ansicht, die Münchner Privatfunkkontrolleure hätten „nicht hinreichend geprüft, welche Einflußverhältnisse bei der KMP, dem Veranstalter des DSF, bestehen“. Auch in Sachen „Verbundstrukturen“ hätten sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Pro7, so meinen die Medienräte, „ist der Hauptnutzer“ davon, daß Tele5 vom Markt verschwunden ist. „Pro7 profitiert davon, daß ihm die Werbevermarktung überlassen wird, an Pro7 werden Gewinne abgeführt.“ Die Prüfung der Verbundstrukturen der einzelnen Anbieter, so fordert es der Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, Dr. Hans Hege, schon seit langem, müsse „vor der Zulassung und nicht hinterher erfolgen“.
Damit ist der Konflikt innerhalb der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten offen ausgebrochen. Die nächste Sitzung am 29.Januar verspricht spannend zu werden. Ilona Marenbach
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