■ Das Portrait
: Wolfgang Bötsch

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Foto: vario-press

Nun bekommt er also die Post. Wolfgang Bötsch fügt sich trefflich in die neue Ministerriege, von der sich wohl nicht einmal der Kanzler frischen Wind erhofft. Der 54jährige Verwaltungsjurist bestätigt in Haltung, Sprache und Auftreten die gängigen Vorurteile über den typischen Bayern. Der gilt den Preußen bekanntlich als behäbig und jovial, der genialische Geistesblitz ist seine Sache nicht.

Verläßlich führen Bötschs Parlamentsreden dazu, daß die anwesende Presse sich eine Tasse Kaffee gönnt. Denn wir wissen schon: zunächst bedankt sich der CSU- Landesgruppenchef bei der Bundesregierung für die gute Arbeit; vorzugsweise bei seinem Parteifreund Theo Waigel, dem er sein Amt verdankt. Es folgt gewöhnlich die Standardattacke auf die SPD in Sachen Asyl. Daß der Artikel 16 geändert werden müsse, war schon Gegenstand seines allerersten Auftritts im Bundestag. Dem gehört er seit 1976 an, mit Direktmandat seines Wahlkreises Würzburg. Der Einzug in das Parlament war einfach fällig, genauso wie jetzt das Ministeramt.

Seine Laufbahn führte nach der Promotion über „Die verschiedenen Wege zur Ausschaltung von Splitterparteien“ stetig nach oben. Beruflicher Start als Stadtrechtsrat in Kitzingen, später dann Oberregierungsrat bei der Regierung von Unterfranken. Schon 1960, als Student, war Bötsch in die CSU gegangen und machte Karriere im RCDS und der Jungen Union. Nach dem Mandat in der Kommunalpolitik (Würzburger Stadtrat) folgte das in der Landespolitik (Bayerischer Landtag). Der geordnete Aufstieg ging in Bonn weiter: 1982 rückte er zum Parlamentarischen Geschäftsführer auf, und als Theo Waigel 1989 Finanzminister wurde, folgte Bötsch ihm im Amt des Landesgruppenchefs. Nur 29 der anwesenden 47 Landesgruppenmitglieder mochten dem Kandidaten ihre Stimme geben. Den Posten führt er so, daß sein Name nicht sonderlich glänzte.

Mit der Post hat sich Wolfgang Bötsch noch nicht näher beschäftigt. Aber der Chef der Landesgruppe, so war es schon immer, ist als nächster dran, wenn ein anderer CSU- Minister geht. Die Beamtenstäbe im Post-Ministerium sind hoffentlich gut vorbereitet auf die nicht ganz unwichtige zweite Stufe der Postreform, die Wolfgang Bötsch verantworten wird. Tissy Bruns