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Freie Badewannen in Kitzbühel

■ Wärme und Schneemangel ärgern die Betreiber des alpinen Skizirkus

St. Anton/Kitzbühel (dpa) – Temperaturen wie im Frühling, Schneemangel – drei Wochen vor der alpinen Ski-Weltmeisterschaft in Japan droht das Terminchaos im Weltcup. Nach einem problemlosen Winter ist die alte Krankheit des alpinen Skisports wieder ausgebrochen. Prominenteste Opfer: die Organisatoren der Rennen in Kitzbühel. Die mit 300.000 Schweizer Franken höchstdotierte Weltcup-Veranstaltung fiel ausgerechnet beim Jubiläum „100 Jahre Skilauf in Kitzbühel“ wegen des Wärme-Einbruchs in den Alpen aus. Die Hoteliers befürchten Millionenverluste. Und im Weltcup steht das Restprogramm bis zur WM im Februar noch in den Sternen.

„Nur keine Panik. Wir haben alles im Griff und werden eine Lösung finden“, sagte Tito Giovannini, der Weltcup-Direktor im Internationalen Skiverband (FIS), beschwichtigend. Doch erst am späten Montag abend war das Programm für das Wochenende geklärt: Die abgesagte Hahnenkamm-Abfahrt findet am Samstag in St. Anton statt, der Kitzbüheler Slalom am Sonntag auf der anderen Seite des Arlbergs in Lech. Wie die darauffolgende Weltcup-Woche, die WM-„Generalprobe“, aussehen soll, darüber wird heute beraten. „Wir werden versuchen, das Beste aus der Situation zu machen“, versprach FIS-Generalsekretär Gian-Franco Kasper.

Ein schwacher Trost für die Kitzbüheler, die mit ihren Jubiläen kein Glück haben: Schon vor drei Jahren beim 50. Geburtstag der Hahnenkamm-Rennen fiel die traditionsreichste Weltcup-Veranstaltung aus. „Es gibt noch keine genaue Aufstellung über die Kosten. Aber wir können schon sagen, daß der Skiklub Verluste machen wird“, sagte Klub-Geschäftsführer Michael Huber.

Viel schlimmer aber ist der Verlust für den Tourismus. Die langfristigen Schäden könnten leicht 14 Millionen Mark erreichen, befürchtete der Fremdenverkehrsverband. Denn die Hahnenkammrennen sorgen gewöhnlich für das umsatzstärkste Wochenende. Noch vor einer Woche hatten die Hotelwirte gemeldet: „In Kitz ist keine Badewanne mehr frei.“

Bei den Herren stehen nach langen Beratungen Termine und Orte für das Wochenende fest, aber der Traum von märchenhaften Preisgeldern wie in Kitzbühel ist wohl geplatzt. Denn fraglich ist, ob die vom Renommee der berühmten „Streif“ angelockten Sponsoren nun nach St. Anton gehen.

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