: Tarif-Revision im Osten vertagt
■ Gewerkschaften lehnen Rücknahme von Lohnerhöhung ab
Magdeburg (dpa/taz) – Die ersten Verhandlungen über eine Revision der Tarifverträge in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie sind gestern in Magdeburg nach zweieinhalbstündiger Dauer ohne Ergebnis vertagt worden. Das teilte IG Metall-Verhandlungsführer Jürgen Peters im Anschluß der Presse mit. Von den Revisionsverhandlungen, bei denen die Arbeitgeber weniger als die zunächst vereinbarten 26 Prozent Lohnerhöhung zum 1. April aushandeln wollen, sind 60.000 Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt und knapp 400.000 in den neuen Bundesländern betroffen.
Die Unternehmer hätten einen neuen Tarifvertrag vorgeschlagen, sagte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Lutz Modes. Er solle eine Gültigkeit von einem Jahr haben und beinhaltet nach den Worten von Peters eine Lohnsteigerung um neun Prozent in diesem Jahr.
IG-Metall-Verhandlungsführer Peters lehnte den Vorschlag ab. Die Gewerkschaft beharrt weiterhin auf dem vor zwei Jahren für Sachsen-Anhalt abgeschlossenen Stufenplan. Darin war vereinbart worden, die Löhne der Metaller bis 1994 auf hundert Prozent des Westniveaus anzuheben. Dem Plan zufolge wird vom 1.April dieses Jahres eine Einkommenserhöhung um 26Prozent fällig.
Nach Ansicht der Arbeitgeber gefährdet eine solche Erhöhung Zehntausende Arbeitsplätze und den Fortbestand der ostdeutschen Metallindustrie. Den Auftaktgesprächen für Sachsen-Anhalt folgen in den nächsten Tagen weitere Verhandlungen für die übrigen ostdeutschen Tarifgebiete.
Heute beginnen für Berlin und Brandenburg die Revisionsgespräche. Der IG-Metall-Bezirksleiter Horst Wagner bekräftigte gestern dazu, daß die Gewerkschaften darauf beharren würden, daß die geltenden Verträge eingehalten werden. „Selbstverständlich kommen wir unseren Gesprächsverpflichtungen nach, aber an unserer Position hat sich nichts verändert“, so Wagner.
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