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Müll für die Welt

■ Europa exportiert seine Gefahren

Das Prinzip ist spätestens seit der Dioxin-Explosion im oberitalienischen Seveso bekannt: Da hatte der eidgenössische Hofmann-La Roche-Konzern eine Filiale eingerichtet, die den giftigsten aller giftigen Stoffe als Nebenprodukt ausschied; und als die Explosion geschah, waberte die Wolke eben nicht über Basel, sondern über das schutzlose Städtchen Seveso jenseits der Grenze. Mittlerweile werden derlei Ausweich-Firmen freilich nicht mehr im zivilisierten Nachbarland eingerichtet, sondern weitab in Afrika, Asien oder Südamerika. Hochgiftiger und atomarer Müll wird in die Dritte Welt exportiert. Als 1990 eine zwischen Italien und Griechenland gesunkene Fracht von Chemiegiften gehoben werden sollte, antwortete ein Regierungsmann auf die Frage nach dem Wohin ohne alle Scham: „Natürlich in die Dritte Welt, die bezahlen wir doch dafür.“

Veraltete Kraftwerke und Industrieanlagen, die hierzulande nicht mehr absetzbar sind, werden ungeniert an arme Länder verscherbelt, als „humanitäre Hilfe“ werden kontaminierte Nahrungsmittel verteilt. Und Kriegswaffen, die kein europäischer Verteidigungsminister seinen Soldaten zumuten würde, werden an Entwicklungsstaaten mit Nachbarschaftsproblemen geliefert. So findet man in Kurdistan derzeit italienische Uralt-Minen zuhauf – zum Teil nicht einmal mehr entschärfbar, weil sie total durchgerostet sind. Werner Raith

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