Helm auf!

■ Skiverkehr soll sicherer werden

Jeden Winter haben Orthopäden und Gipsfabriken Hochkonjunktur. Untrainierte Skifahrerwaden brechen auf vereisten Pisten leichter als Streichhölzer. Denn Schnee kann ganz schön hart sein. Zwar verminderte sich in den letzten Jahren die Gesamtzahl der Unfälle auf zwei Brettern, wie die „Stiftung Sicherheit im Skisport“ feststellte, aber die schweren Blessuren mit Dauerschäden haben zugenommen. Das Unfallrisiko ist um so größer, je mehr Fans die steilen Hänge bevölkern. Ein Rekordergebnis an Beinbrüchen, Knie- und Kopfverletzungen steht ins Haus, hat sich doch beispielsweise in Italien die Zahl der Winterurlauber im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent erhöht.

Abhilfe will das italienische Ab- geordnetenhaus schaffen. Den römischen Parlamentariern liegt ein Gesetzesentwurf vor, der vom Slalomcrack Alberto Tomba unterstützt wird: Dem Pistennachwuchs soll das Tragen von Schutzhelmen vorgeschrieben werden. Jugendlichen unter 18 Jahren, die ohne eine schützende Kopfbedeckung erwischt werden, droht eine Strafe zwischen 50.000 und 200.000 Lire.

Ohne Altersbegrenzung ist der Plan der römischen Volksvertreter, den Verkehr auf Skipisten dem Straßenverkehr gleichzustellen und den Pistensäuen das Handwerk zu legen. Skirowdies will man künftig Strafzettel ausstellen und kräftig zur Kasse bitten. Ob Carabinieri oder eine Touristenpolizei für die Einhaltung der Pistenverkehrsordnung zuständig sein werden, darüber schweigen sich die Parlamentarier allerdings noch aus. Am schärfsten soll es diejenigen treffen, die an verletzten SkifahrerInnen vorbeibrettern. Ihnen drohen wegen unterlassener Hilfeleistung Gefängnisstrafen.

Auf deutschen Pisten kann jeder nach seiner Facon selig werden, ob mit oder ohne Kopfschutz. Versuche, in früheren Jahren eine Helmpflicht für Kinder einzuführen, „versickerten im Schnee“, erklärt Claus Deutelmoser, Chefredakteur der Fachzeitschrift Ski. „Diese Helme waren zu schwer und beeinträchtigen sowohl die Atmung als auch das Hörvermögen.“ Außerdem hätten die Kinder und Jugendlichen mit solchen Helmen ihr fahrerisches Können überschätzt und wären wie kleine Weltmeister die Hänge hinuntergebraust. Deutelmoser verweist auf die neuen Helme für Mountainbiker, die einen guten Schutz auch auf zwei Brettern gewährleisten würden. Reinhard Kuntzke