piwik no script img

Schöne Schweinerei

■ Mechthild Böger zeigt Schweinehautdrucke in der Waller GaDeWe

Man nehme ein Schweinepfötchen, bestreiche seine rosazarte Haut mit Farbe und drücke es dann auf ein Blatt Papier: Eine Bisamratte, ein Dackel mit aufmüpfiger Schnauze, ein Eichhörnchen. Die junge Bremer Künstlerin Mechthild Böger hat in der „Galerie Des Westens“ (GaDeWe) eine einfallsreiche Ausstellung eingerichtet. „Schweine“ heißt sie. Und ein armes Schwein hat mit Einzelteilen seines Körpers als Druckstock für die Drucke in rot, blau, schwarz und gelb herhalten müssen.

Aus einem aufgeschlitzten Schweineohr — abgeschabt,gepöckelt und auf ein Holz gespannt — werden Fledermäuse. Die Haut des Schweinekopfes gibt ein bizarres Profil, die gespannte Schweinehinterbacke hinterläßt einen Druck voller rätselhafter Maserungen.

In einer Ecke des Ausstellungsraumes sind die Druckvorlagen, inzwischen hart geworden und untauglich für weitere Arbeiten, wie zu einem Altar angeordnet. Seltsam schön sieht die getrocknete und eingefärbte Schweinehaut auf ihrem hölzernen Untergrund aus. Seltsam schön und gar nicht zynisch wirkt die „Schweine“-Ausstellung insgesamt.

Eine Videodokumentation der Schweinearbeit (zwei gutgemachte Kurzfilme von Michael Wendt), beweist, was die Drucke auch so ausstrahlen: eine große Ernsthaftigkeit im Umgang mit dem Material. Was ein billiges Happening hätte werden können, ist eine Verbeugung vor dem ausgebeuteten und instrumentalisierten, klugen Haustier.

Bösartig wird die Ausstellung nur an einer Stelle: dort wo in Reih und Glied Gipsköpfe von Schweinen und Menschen so verwechselbar nebeneinanderstehen, daß es plötzlich heißt: „Warte nur, balde...“ CoK

Bis zum 9.2. in der GaDeWe, Reiuterstraße 9-17

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen