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■ Die USA haben in Somalia nicht gerade viel erreichtDenn sie wissen, was sie tun...

Mit guten Argumenten hatten Skeptiker die Klugheit der Entscheidung bezweifelt, mehr als 20.000 ausländische Soldaten nach Somalia zu entsenden: Die Konflikte dort ließen sich nicht militärisch lösen, und ortsfremde Ausländer seien keinesfalls fähig, die verworrene Lage kurzfristig in den Griff zu bekommen. Mogadischu sei nicht Dodge City und der Kommandeur der mehrheitlich amerikanischen Truppen nicht John Wayne, der eine geplagte Stadt von Gangstern befreit und dann der sinkenden Sonne entgegenreitet. Die Einwände verhallten ungehört. Nachdem der Zug einmal aufs Gleis gesetzt worden ist, ließe sich jetzt kaum ein verhängnisvollerer Fehler denken als der, ihn in voller Fahrt zu stoppen – genau das aber zeichnet sich nun ab: US-Außenminister Eagleburger gab den Rückzug der ersten US-Truppen bekannt.

Was haben die fremden Truppen denn bisher erreicht? Dort, wo sie unmittelbar vor Ort präsent sind, werden weniger Hilfsgüter als früher geplündert. Weniger – nicht etwa gar keine mehr. Diejenigen, die vom Chaos des Bürgerkrieges profitieren, geben sich nicht kampflos geschlagen. Banditengruppen sind weiter ins Landesinnere gezogen, dorthin, wo eben keine ausländischen Militärs präsent sind. Selbst in Mogadischu fechten auch weiterhin rivalisierende Gruppen ihre Zwistigkeiten aus. Würden die US-Truppen jetzt abgezogen, die Misere wäre noch größer als vorher. Zu den alten ungelösten Problemen gesellten sich die enttäuschten Hoffnungen jener Somalis, die den fremden Soldaten tatsächlich zugetraut hatten, ihrem Land Frieden zu bringen. Wer am Krieg verdient, hätte endgültig Oberwasser: Bereits jetzt läßt sich ein Truppenabzug für bewaffnete Banden fast nur als Ermutigung verstehen, noch ein paar Wochen durchzuhalten, weil dann wieder alles beim alten sein wird.

Auf UNO-Soldaten kann die US-Regierung ihre freiwillig übernommene Aufgabe nicht abwälzen, will sie nicht ihre Glaubwürdigkeit einbüßen. Ziehen die Amerikaner unverrichteter Dinge ab, dann ist der psychologische Schaden so groß, daß es anderen Truppen kaum gelingen dürfte zu erreichen, woran gut trainierte US-Militärs gescheitert sind. Es ist eine faule Ausrede zu behaupten, das Mandat der ausländischen Truppen habe nur in der Sicherung von Nahrungsmitteltransporten bestanden. Internationale Hilfsorganisationen haben von Anfang an in seltener Übereinstimmung betont, die Intervention könne nur erfolgreich sein, wenn gleichzeitig die zerstörte Infrastruktur des Landes wiederaufgebaut werde. Davon aber kann bislang keine Rede sein.

Gut möglich, daß die Entscheidungsträger in den USA sich ihre Aufgabe leichter vorgestellt hatten. Jetzt einen Rückzieher zu machen aber hieße, ein Volk noch tiefer ins Elend zu stürzen, dem zu helfen man angeblich herbeigeeilt war. Bettina Gaus, Nairobi

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