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Nur zwei Adams für 16 Evas

Frankfurt/Main (taz) – Seit Daniel „Dany“ Cohn-Bendit Multikulturdezernent der Mainmetropole ist, findet sich sein Vorname ganz oben in den Charts des Standesamtes: Wie schon 1990 und 1991 war Daniel auch im vergangenen Jahr der beliebteste Vorname für die männliche Nachkommenschaft – gefolgt von Patrick. Der gute altirische Name hat Kevin („allein zu Haus“) vom vorjährigen 2. auf den 6. Platz zurückkatapultiert, und auf den 3. Rang schob sich Alexander. Umstritten ist, ob aufgrund der Tatsache, daß bei den ausländischen Eltern islamischen Glaubens in Frankfurt der Name Mohammed der Topfavorit war, Rückschlüsse auf den Vormarsch der Fundamentalisten in der Diaspora erlaubt sind. Immerhin hat Mohammed den lebenslustigen Ali vom Spitzenplatz verdrängt. Kaum Bewegung fand auf der Hitliste der Frauennamen statt. Lisa verdrängte zwar Laura, die vor zwei Jahren Julia von der Pool-Position abgelöst hatte, doch seit Jahren tauchen die gleichen fünf Namen auf den ersten fünf Plätzen der Mädchencharts auf: neben den genannten noch Vanessa und Jennifer. Als schönsten Doppelnamen nannte das Presse- und Informationsamt der Stadt den Namen Anastasija-Cleopatra. Beklagt wird dagegen der weitgehende Verzicht der deutschen Eltern auf eine Namensgebung nach dem angeblichen Stammvater aller Menschen: Ganze zwei Elternpaare hatten den Mut, ihren Sprößling Adam zu nennen – „kaum genug Rippen für die 16 neugeborenen Evas unserer Stadt“. Die phonetisch schönsten Namen kamen von ausländischen Eltern: Chrisowalandou, Sivatharusan und Abdelbasset. Oh tempora, oh nomen! Ihr völlig outer Vornamenträger... Klaus-Peter Klingelschmitt

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