: Mehr Platz für Radfahrer
■ Patriotische Gesellschaft: Sofortmaßnahmen für radlerfreundliche City
: Sofortmaßnahmen für radlerfreundliche City
Dem Senat fehle jeder Wille, etwas gegen das zunehmende Verkehrschaos in der Innenstadt zu unternehmen. Bausenator Eugen Wagners Äußerungen zum Radfahren seien „nur Lippenbekenntnisse“. Mit dieser harschen Kritik wiederholte der Vorsitzende der Patriotischen Gesellschaft (PG), Ulrich Lorenz-Meyer, gestern die Forderung nach „Sofortmaßnahmen für eine fahrradfreundliche Innenstadt“. Der Arbeitskreis „Zukunftsfragen“ der PG hatte bereits im April 1992 in einer Denkschrift sieben Punkte vorgestellt, „die sofort und fast ohne Kosten umzusetzen“ sind. Doch die Vorschläge blieben bei den politisch Verantwortlichen „wie so oft, ohne Echo“, so Lorenz-Meyer.
Der Arbeitskreis der PG schlägt vor, mit Ausnahme der Ost-West- Straße/Ludwig-Erhard-Straße „auf allen Straßen innerhalb des Wallrings Tempo 30 einzuführen“. In diesem Bereich sind sämtliche Einbahnstraßen in beiden Richtungen für Fahrräder freizugeben. „Es soll nicht mehr schnell gefahren werden dürfen“, sagte Lorenz-Meyer. Auch in Fußgängerzonen müsse der Fahrradverkehr zugelassen werden. Damit sich Radfahrer und Fußgänger vertragen, hat die PG auch ein neues Verkehrsschild vorgeschlagen: „Fußgänger und Fahrrad - Nehmt Rücksicht!“
Fußgängerintensive Straßen wie die Poststraße und Gerhofstraße will die PG für den Kraftverkehr ganz sperren, Fahrräder müssen dort geschoben werden. Auf größeren Straßen sollen Fahrradspuren „deutlich eingefärbt und markiert“ werden, zum Beispiel in der Steinstraße, am Jungfernstieg, der Stadthausbrücke und der Dammtorstraße. Diese Spuren sollten „so breit sein, daß sich auch mehrere Radfahrer nebeneinander nicht behindern“. Sie dürfen von Autos nicht befahren und zugeparkt werden. Radfahrer in der Innenstadt bräuchten ein „durchgängig gut sichtbares und verständliches Verkehrsleitsystem“. Die Schilder sollen zudem Richtungsangaben, insbesondere in die umliegenden Stadtteile enthalten. Für die Standorte Gerhard-Hauptmann-Platz, Gänsemarkt, Hauptbahnhof und Dammtorbahnhof schlägt die PG vor, „ausreichend große und technisch gut durchdachte Abstellanlagen“ für Fahrräder einzurichten, für das Gepäck sollen Schließfächer installiert werden.
Das Konzept wird von der GAL unterstützt und liegt dem Verkehrsausschuß der Bürgerschaft bereits als Antrag vor. Martin Schmidt, verkehrspolitischer Sprecher der GAL-Fraktion, hat diesen Antrag ergänzt: Anwohnerparken innerhalb des Wallrings, eine sogenannte „zielreine Ladungsbündelung“, mit der Firmen in der City per Sammeltranporte beliefert werden. Ein Vorschlag, für den die Spediteure nach Schmidts Angaben großes Interesse zeigen.
Außerdem fordert die GAL die Einrichtung eines „Verkehrszellenmodells“. Danach soll die Innenstadt in mehrere Bereiche unterteilt werden, die von der Ost- West-Straße/Ludwig-Erhard-Straße oder vom Ring 1 aus erreichbar sind, zwischen denen aber kein motorisierter Verkehr möglich ist. Deshalb will die GAL den Parkraum in der City sofort halbieren und Parkhäuser schließen. Die Eigentümer sollen entschädigt werden. Norbert Müller
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