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„Er kriegt den Haarschnitt, der ihm paßt“

■ Willi Münch, Friseur im Bundestag, zum Profil eines Ministerkopfs: „Austausch der Köpfe muß sein“

taz: Herr Münch, Sie sorgen sich um die Häupter der Republik. Muß ein Minister Köpfchen haben?

Münch: Ich bin 40 Jahre hier, aber nach dem Kopf hab ich noch keinen einschätzen können.

Soll das heißen, daß so ein politischer Kopf kein besonderes Profil hat?

Nein, hat er nicht. Die Minister sind mir nur aufgefallen, weil Sie sich viel einfacher und unkomplizierter bedienen lassen als ein Normalsterblicher. Einschließlich Kanzler.

Ah ja. Und lassen sich die Herren von Ihnen den Kopf waschen?

Sie sind froh, wenn sie hier sitzen und mal für eine halbe Stunde Ruhe haben. Sie werden auch immer getrennt plaziert, damit sie nicht angequasselt werden, während wir bedienen. Ich hab immer das Gefühl, wenn sie bei mir sind, sind sie zufrieden.

Passen Sie das Hairstyling dem Ressort an? Für den Finanzminster den kürzungsfreudigen Fassonschnitt, für den Verteidigungsminister die vaterlandstaugliche Kurzhaarfrisur?

Das ist ganz individuell. Ich kann jemandem nicht, nur weil er Minister ist, einen besonderen Haarschnitt machen. Er kriegt den, der zu ihm paßt.

Ist Ihnen ein Minister in besonders angenehmer Erinnerung geblieben?

Ich bin mit allen sehr zufrieden. Vorhin war zum Beispiel der Seehofer hier. Das ist ein ganz prima Kerl, auch wenn mir manches nicht paßt, was er macht.

Halten diese Verantwortungsträger ihren Kopf besonders hoch?

Nee nee, eher sind sie manchmal ein bißchen gedrückt. Aber das ist verständlich, wäre bei mir auch so, wenn ich Minister wäre.

Was halten Sie vom jetzigen Austausch der Köpfe?

Das muß schon mal sein.

Sollte denn so ein ministerielles Oberstübchen Fachkompetenz haben?

Aber sicher, das ist das allerwichtigste. Leider haben wir davon nicht so viele. bam

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