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Neu im Kino: Children of Nature - Eine Reise

Neu im Kino:

Children of Nature — Eine Reise

Alle guten Reisen gehen auch nach innen: nicht nur die Landschaften ändern sich, sondern auch die Reisenden. Der isländische Filmemacher Fridrik Thor Fridriksson hat ein Talent dafür, archaische Landschaften in Licht und Farben erstrahlen zu lassen, und er kann die ganz eigene Dramatik des Reisens im Film spürbar machen. Bei einem seiner ersten experimentellen Filme ist er die 1.400 km lange Ringstraße rund um die Insel abgefahren, hat dabei mit einer Weitwinkelkamera alle zwölf Sekunden ein Bild belichtet, so daß der Zuschauer in 80 Filmminuten tatsächlich einmal ganz Island umrundet.

In „Children of Nature“ schickt er zwei alte Leute in einem gestohlenen Jeep auf eine abenteuerliche Fahrt von Reykjavik in ihre heimatliche Landschaft zu den wilden Westfjorden. Für den knorrigen Geiri und seine rebellische Jugendfreundin Stella verschmelzen bei dieser Rückkehr zu den Ur

sprüngen auf mystische Weise Jugend und Alter, Mensch und Natur, Leben und Tod.

Fridriksson beginnt ganz realistisch zu erzählen: Nachdem Geiri seinen Hof aufgeben muß, kommt er in Reykjavik in die Tretmühle des Großstadtlebens, und die Sze

nen aus einer Betonvorstadt oder dem Altersheim hätten ähnlich trostlos auch in Tenever gedreht werden können. Sobald die beiden Alten sich aber zu ihrer Reise aufmachen, scheint auch der Film freier zu atmen. Auf dem Lande erleben sie Solidarität und Gastfreundschaft; außerdem scheinen gute Geister ihnen zu helfen: bei einer Verfolgungsfahrt löst sich ihr Jeep plötzlich vor den Augen der Polizisten in Luft auf. Vom Ufer eines Fjords winkt den beiden eine nackte Nymphe zu, und als tröstender Engel legt für ein paar Sekunden sogar Bruno Ganz seine Hand auf die Geiris Schulter. Diese Anspielung bleibt zwar all denen verborgen, die Wenders' „Der Himmel über Berlin“ nicht gesehen haben, aber wie auch bei einigen Zitaten von Kurosawa und Tarkowskij zeigt Fridriksson hier unaufdringlich, in welcher Filmwelt er sich heimisch fühlt.

„Children of Nature“ läuft im Original mit Untertiteln, aber keine Angst: zum einen wird nur sehr wenig geredet, und zum anderen kann man manchmal die überraschende Entdeckung machen, daß man sehr wohl das eine oder andere Wort Isländisch versteht. Wilfried Hippen

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