: Boykott gegen türkische Zeitungen?
Als die Bibliothekarin Raymonde Harland gestern früh die tägliche Post durchsah, wurde sie unangenehm überrascht: Statt der erwarteten Ausgabe der türkischen Wochenzeitung Cumhuriyet fand sie ein Exemplar der rechtsradikalen Deutschen Wochenzeitung vor. Titelüberschrift: „Erfundener Rechtsterror“.
Da das Streifband geöffnet war, geht die Leiterin der Bücherhalle Trommelstraße davon aus, daß die Zeitungen absichtlich ausgetauscht wurden. „Ich will, daß das aufgeklärt wird“, so Raymonde Harland. In den letzten Wochen seien auch bei benachbarten Bücherhallen wiederholt Exemplare der türkischen Tageszeitung Milliyet nicht angekommen. Sie vermutet den gezielten Boykott eines Postmitarbeiters. Doch beim zuständigen Postamt 36 wurde die Bücherhallen- Chefin abgewimmelt. „Die haben mir gesagt, das sei Zufall. Dem könne man nicht nachgehen.“
Auf Nachfrage der taz zeigte man sich dort verbindlicher. „Wir werden die zuständigen Verteiler und Zusteller befragen“, versicherte Postler Erich Hinkelmann. Auf dem Weg von der Türkei nach Hamburg gebe es viele Möglichkeiten, die Zeitungen auszutauschen. Hinkelmann: „Die Frage ist, ob das in der nächsten Woche wieder passiert.“ Wenn ja, sollten die Bücherhallen einen Nachforschungsantrag stellen. „Wir würden dann den Postweg 14 Tage lang intensiv beobachten. In der Regel klappt's danach wieder“. kaj
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen