„Plötzlich Schlagstock vor dem Mund“

■ Angolanischer Jugendlicher geriet in der Asylstelle in Hohenschönhausen in eine Rangelei, die laut Polizei keine war

Hohenschönhausen. Prellungen, Schmerzen und „Bewegungseinschränkungen einschließlich Hals“ bescheinigte ein Arzt dem 19jährigen Asylsuchenden Afonso Bunga P. Er trug sie bei einer Auseinandersetzung davon, die sich am Montag letzter Woche in der Asylstelle von Hohenschönhausen zutrug. Polizisten, sagt der Angolaner, hätten ihn mit dem Schlagstock verprügelt. Als er um Hilfe schrie, hätten sie ihm den Stock auf den Mund gehalten.

Der junge Auszubildende war am frühen Morgen dieses 11. Januars bei der Behörde, um seine Papiere verlängern zu lassen. Das dritte Mal, sagt er, zweimal schon sei er vergeblich gekommen. Dort habe nicht nur Andrang geherrscht, sondern auch ein großes Durcheinander bei der Vergabe der Wartenummern. Die Polizei sei ebenfalls dagewesen. Als alle Leute Richtung Wartehalle strömten, sei er „normalen Schrittes“ auch dorthin gegangen. Plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, habe ihn ein Polizist „von hinten geschubst“. Er habe sich herumgedreht und gefragt, was das soll. Daraufhin habe dieser mit dem Schlagstock auf ihn eingehauen. Als er in seinem Schrecken den Stock festgehalten habe, um sich zu schützen, habe der Polizist drei Kollegen zu Hilfe geholt. Gemeinsam hätten sie ihn zusammengeschlagen, bis er auf dem Boden gelegen habe. Sie hätten ihm Handschellen angelegt und seine Papiere überprüft. „Heute morgen haben wir gute Arbeit gemacht“, habe einer der Polizisten gesagt, „den können wir ausweisen“.

Die Darstellung der Polizei ist indes eine ganz andere. Es habe definitiv keinen Schlagstockeinsatz gegeben, so ihre Pressestelle. Die Polizei habe nur die Menschen abgedrängt, die in die schon überfüllte Wartehalle hereinströmen wollten, und so für einen „geordneten Betrieb“ gesorgt. In dieser Situation sei es zu „vereinzelten Beschimpfungen und Handgreiflichkeiten“ gekommen. Dabei habe ein afrikanischer Asylbewerber einen Wachpolizisten durch Faustschläge und Fußtritte verletzt. Seine Personalien seien zwecks Anzeige aufgenommen worden.

Strafanzeige der Polizei und Anzeige des Angolaners

Inzwischen ist dem Jugendlichen, der in einer Wohngemeinschaft von „Jugendwohnen im Kiez“ lebt, tatsächlich eine Strafanzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung ins Haus geflattert. Aber: „Das ist nicht der Typ, der aggressiv wird oder zuschlägt“, sagen seine BetreuerInnen. „Im Gegenteil: Wir kennen ihn nur als jemand sehr Sanftes.“ Den Jugendlichen selbst brachte der Vorwurf so auf, daß er ebenfalls eine Anzeige gegen die Polizisten aufgab.

Auf jeden Fall bleibt eine Sache bei der Darstellung der Polizei ungeklärt: Woher sollen denn die zahlreichen Prellungen des Jugendlichen stammen, wenn es denn gar keinen Schlagstockeinsatz gab? usche