: Gegen schnelle Urteile
■ Fall Heiner Müller im Kulturausschuß
Berlin. Kultursenator Ulrich Roloff-Momin (parteilos) hat vor einer Vorverurteilung des Schriftstellers Heiner Müller gewarnt. Es sei „unredlich, jemanden als inoffiziellen Stasi-Mitarbeiter zu bezeichnen, wenn man die Akte nicht kennt“, sagte der Senator am Donnerstag abend im Abgeordnetenhaus. Die Diskussion um Stasi- Verstrickungen von herausragenden Vertretern der DDR-Kultur sei aber ein „entscheidendes Kapitel der Kulturpolitik“. Der CDU- Abgeordnete Uwe Lehmann- Brauns wertete Müllers Stasi-Kontakte als „bisher schwerste Belastungsprobe für das intellektuelle Zusammenwachsen Berlins“ und forderte eine vollständige Aufklärung.
In der von SPD und CDU beantragten Aktuellen Stunde zum Thema „Kultur in der Hauptstadt Berlin – Chancen und Probleme“ wies Senator Roloff-Momin Behauptungen als „Panikmache“ zurück, das Kulturangebot sei durch Kürzungen in entscheidenden Punkten bedroht. Seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren sei das Angebot im Gegenteil weiter ausgebaut worden. Das Berliner Kulturleben sei wahrhaft international. Auf Warnungen vor einem drohenden Kulturabbau vor allem in den Bezirken reagierte der Senator mit dem Hinweis, daß dort für die Kulturarbeit insgesamt rund 120 Millionen Mark zur Verfügung stünden.
Für die Opposition kritisierte Bündnis90/Grünen-Abgeordneter Albert Eckert, die Mittel aus dem Kulturhaushalt würden fast ausschließlich großen Institutionen zur Verfügung gestellt. Einrichtungen der „Basiskultur“ und der Bezirke würden vom Senat vernachlässigt. Gestern sagte Roloff-Momin auf seiner Jahrespressekonferenz, seine Politik stehe im vollen Einklang mit der öffentlichen Meinung und der Stadt. Die Berlinerinnen und Berliner hätten Umfragen zufolge der Kulturpolitik durchaus gute Noten gegeben. dpa
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