: Sport doch Hauptsache
■ Ein Besuch bei einer Veranstaltung des Aktionswochenendes des Hamburger Sport Bundes gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus
gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus
War's das? Mit rund 30 Aktionen wollte der Hamburger Sport am vergangenen Wochenende ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus setzen. „Fremde brauchen Freunde - wir auch“, unter diesem Motto fanden normale Punktspiele aber auch extra für diesen Anlaß koordinierte Leibesübungen statt. Dabei sollten Aufkleber verteilt, Unterschriftenlisten ausgelegt, T-Shirts verkauft werden und vieles mehr. Doch mancherorts blieb es beim guten Willen, da das eine oder andere Punktspiel einfach dominierte und die Aktion somit kaum Beachtung fand. Selbst die Koordinatoren schienen die abgesprochenen Handlungen manchmal vergessen zu haben. So zum Beispiel gesehen beim Oberliga-Handballspiel in Elmshorn. Es spielten die 1. Herren des EMTV gegen den HG Norderstedt. Angekündigt waren ein Transparentaushang, eine Unterschriftenliste und eine Presseerklärung.
Eine wichtige Begegnung für den EMTV; die Olympiahalle war auch entsprechend gefüllt. Schon vor Beginn des Spieles johlten die Anhänger des Männer-Turn-Vereins lautstark und heizten damit die Stimmung an. Von einem Transparent zum Veranstaltungs-Motto des Wochenendes war jedoch nichts zu sehen. Nachdem die ersten Spieler einliefen, war auch klar, daß es auch keine Presseerklärung geben würde. Vielleicht in Abänderung des Programms Aufnäher auf den Trikots? Denkste, keine Spur. Erst nach verzweifelter Suche im Foyer der Halle erste Hinweise auf die vereinbarte Aktion: Ganz unscheinbar hingen DIN-A4 Kopien des Hamburger Sport Bundes an den Wänden, die auf das Aktionswochenende gegen Ausländerfeindlichkeit hinwiesen. Sogar Unterschriftenlisten konnten auf einigen Biertischen ausgemacht werden.
Ein Hoffnungsschimmer. Der Pressesprecher der Elmshorner Handballer, Jens Wettengel, gab sich dann auch überrascht, über das Hamburger Interesse an der Aktion: „Damit haben wir ja nicht gerechnet, daß hier jemand vorbei kommt“, entschuldigt sich Wettengel, auf Nachfragen, wo denn die angekündigte Presseerklärung und das Transparent geblieben seien. „Ursprünglich wollten wir Aufnäher auf den Trikots haben, doch das klappte nicht mehr rechtzeitig,“ sagte der Elmshorner, „doch die Aktion ist hier aber trotzdem sehr gut angekommen.“ So sollen Freundschaftsspiele mit dem dortigen türkischen Sportverein Gencler Birgili angeregt werden. Auch auf einem anderen Gebiet wurden die Elmshorner schon aktiv. „Unsere Vereinsgaststätte ist von einem ausländischen Gastwirt gepachtet worden“, berichtet Jens Engelmann, „das paßte einem unserer Mitglieder nicht, der der Meinung war, ein deutscher Verein müsse auch ein deutsches Vereinslokal haben, da haben wir den kurzerhand rausgeschmissen.“
ach
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