: Neue Bremse für die Tram nach Kreuzberg
■ Verkehrsverwaltung: Warschauer Brücke für Straßenbahn ungeeignet/ Oberbaumbrücke vorerst nur für Kraftfahrzeuge
Berlin. Wenn der Verkehrssenator das rote Absperrband auf der Oberbaumbrücke in zwei bis drei Jahren feierlich zerschneiden wird, dann vorerst nur für Autos. Die vom Abgeordnetenhaus geforderte und beschlossene Straßenbahn wird dann noch lange nicht die Spree queren. Für die Tram sollen auch 1996 die Schienen Hunderte von Metern entfernt hinter der Warschauer Brücke enden, erklärte die Verkehrsverwaltung der Berliner Morgenpost. Die Brücke im Bezirk Friedrichshain sei so marode, daß zeitaufwendige Arbeiten notwendig seien.
Eigentlich nichts Neues. Der Zustand der Warschauer Brücke war dem Parlament bekannt, als sie die Linienverlängerung der Straßenbahn über die Oberbaumbrücke nach Kreuzberg beschlossen. Deshalb vermutete gestern Käthe Zillbach gegenüber der taz dann auch, die Verwaltung wolle die ihr nicht genehme Tram mit einem „faulen Trick“ verhindern. Doch ob mit oder ohne – die Warschauer Brücke müsse saniert und aufgrund der unter ihr zukünftig verlaufenden Schienen des schnellen Intercity-Express (ICE) auch umgebaut werden. Die Tram soll nach Kreuzberg möglichst ab der Eröffnung der Oberbaumbrücke fahren, sagte Zillbach.
Dem Staatssekretär der Bauverwaltung, Frank Bielka (SPD), ist zum Zustand der Warschauer Brücke ebenfalls nichts bekannt, was nicht schon damals der Hauptausschuß gewußt habe. Die Stellungnahme der Verkehrsverwaltung bezeichnete er als „ungewöhnlich“, da seine Verwaltung für die Untersuchung und Bewertung der Substanz von Bauwerken zuständig sei.
Zillbachs Gegenspieler, Rainer Giesel von der CDU, meinte ironisch gegenüber der taz, daß das Abgeordnetenhaus die Linienführung mit „unendlicher Weisheit“ beschlossen hatte. Die Tram könne die Oberbaumbrücke schließlich erst überqueren, wenn die Warschauer Brücke erneuert sei. Das Thema sei „nicht einfach“, unter anderem gebe es für die Erneuerung noch gar kein Geld. Außerdem sei der Umbau der Brücke von der Trassenführung des ICEs abhängig, doch die Deutsche Reichsbahn (DR) habe sich noch immer nicht für eine Variante entscheiden können.
Zillbach wollte sich nicht festlegen, wie lange die Realisierung der Straßenbahn nach Kreuzberg verzögert werden könne. Den bekannten Vorschlag von Friedrichshains Bürgermeister Helios Mendiburu (SPD), die Oberbaumbrücke erst für Autos und LKW zu öffnen, wenn auch die Tram dort fahren kann, lehnte die verkehrspolitische Sprecherin ab. Eine Sperrung der dann funktionstüchtigen Brücke sei der Öffentlichkeit nicht zu erklären. Dirk Wildt
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