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Öl auf dem Weg zum Strand

■ Nach dem Zusammenstoß im Golf von Bengalen: Der dänische Supertanker brennt immer noch / EG-Minister beraten über Tankersicherheit für Europa

Singapur/Berlin (taz/dpa/ AFP/AP) – Das Öl, das seit Donnerstag aus einem leckgeschlagenen Tank der „Maersk Navigator“ ausläuft, treibt auf die Inselgruppe der Nicobaren im Golf von Bengalen zu. Südostwinde und starke Meeresströmungungen haben den zunächst zusammenhängenden an manchen Stellen brenndenden Ölteppich zerissen, die ersten Lachen waren am Sonntag vormittag nur noch 36 Kilometer von der nächsten Küste entfernt.

Auch gestern gelang es nicht, das Feuer an Bord des Havaristen zu löschen. Nach dem Zusammenstoß mit einem – leeren – japanischen Tanker war der dänische Supertanker in Brand geraten. Feuerlöschboote versuchen seit Samstag, den Schiffsrumpf zu kühlen, um die Gefahr einer Explosion zu vermindern.

Zur Zeit der Havarie befanden sich etwa 200.000 Tonnen Rohöl an Bord. Ein Greenpeace-Sprecher befürchtete, aus der Maersk Navigator könne „mehr Öl ins Meer gelangen als bei allen früheren Tankerunglücken der Geschichte.“

Die dänische Reederei hofft immer noch, der größte Teil des Öls werde im Meer verbrennen. Die indische Regierung mag sich damit nun allerdings nicht mehr zufriedengeben. Am Sonntag schickte sie ein Spezialflugzeug zur Unglücksstelle. An Bord der Maschine, die den Brand aus der Luft bekämpfen soll, sind Spezialisten und Geräte zur Bekämpfung einer Ölpest. Ein Regierungssprecher ließ verlauten, man wolle „jede Umweltbedrohung verhindern.“

Dazu könnte es mal wieder zu spät sein, selbst wenn es nicht zum schlimmsten kommt. Das Öl, das auf die Nicobaren zutreibt, wird Strände und Felsbuchten verschmutzen, die bisher von der westlichen Zivilisation kaum berührt waren. Nur ein Teil der etwa 200 Inseln des Archipels ist bewohnt, einige Stämme der Ureinwohner haben jeden Konatkt zur Außenwelt gemieden.

Die Nicobaren gehören zu Indien, obwohl sie der Küsta Burmas näher liegen. 1926 hatten die Briten eine Strafkolonie auf der Hauptinsel eingerichtet, seit jener Zeit leben dort auch ein paar bengalische und christlich-europäische Siedler. Über Fauna und Flora der tropischen Inselwelt ist wenig bekannt.

Auch über die Ursache des Unglücks muß weiter spekuliert werden. Die dänische Reederei A.P. Möller, der die Maersk Navigator gehört, hat ihrer Besatzung striktes Redeverbot erteilt. Reden wollen heute die Umwelt- und Transportminister der EG. Sie treffen sich in Brüssel, um sich über eine „bessere Überwachung der Öltransporte auf den Weltmeeren abzustimmen“, wie es gestern hieß. Einige Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, fordern feste Routen und technische Normen für Supertanker. Großbritannien möchte soweit noch nicht gehen, sondern lieber einen Bericht der EG-Kommission abwarten.

Vor allem die „schwarze Liste“ gefährlicher Schiffe, die Deutschland und andere anlegen möchten, mißfällt den Briten. Sie müssen befürchten, selber als Sünder notiert zu werden. Auch britische Kapitäne scheinen manchmal zu schlafen. In der Nacht zum Sonntag riß eine Sturmböe den britischen Flüssiggas-Tanker Havkong von seinem Belade-Terminal in der Nähe von Edinburgh los. Das 34.000-Tonnen-Schiff trieb auf die Küstenfelsen zu. Im letzten Augenblick gelang es der Besatzung, die Maschine anzuwerfen und den Tanker aus der Gefahr herauszusteuern.

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