■ Mit Schiffskontrollen auf du und du: Spät und hilflos
Berlin (taz) – Im Golf von Bengalen brannte die Maersk Navigator, die Braer liegt vor den Shetlandinseln auf Grund – leer. Das haben Taucher festgestellt, die ermitteln sollten, ob von dem Wrack „keine Umweltgefahren mehr ausgehen“. Der Unterwasser-Job darf Symbolwert in Anspruch nehmen: Die Kontrolle kommt zu spät, die Mittel sind unzureichend. Denn so sicher die Ölfracht der Braer der Fauna geschadet hat, so wenig sind die Folgen von bloßem Auge sichtbar.
Zu spät und unzureichend ausgerüstet, versuchen internationale Gremien seit langem, die Weltmeere zu überwachen. IMO, die Schiffahrtsorganisation der UNO, hat relativ strenge Vorschriften verabschiedet. Sie werden nicht umgesetzt; auch EG-Länder haben manche dieser Konventionen nicht unterzeichnet.
Nationale Sonderinteressen stehen auf dem Spiel. Munter zerstritt sich darüber am Montag eine Konferenz der EG- Umwelt- und Verkehrsminister. Optimistisch hofft Klaus Töpfer, „im Juni“ könnten „erste Beschlüsse“ gefaßt werden. Aber Griechenland hat schon vorab Widerstand gegen jede Vorschrift angekündigt, die seine eigene Schiffahrt behindern könnte: mancher Griechentanker dürfte auf die „schwarze Liste“ geraten, mit der Töpfer den schlimmsten Seelenverkäufern das Anlaufen europäischer Häfen verbieten will. Belgien hat eher die Billigflaggen im Auge, Frankreich fordert Fahrverbote in „ökologisch sensiblen Gebieten“. Im März will die französische Ministerin Segolène die Öko-Karte vorlegen – schon jetzt steht fest, daß der Mont St. Michel in der Schutzzone liegt.
Selbst Töpfer räumt ein, daß solche Regeln nur die marodesten Tanker dorthin vertreiben, wo niemand kontrolliert – vor die Küsten armer Staaten, deren Mittel gegen Katastrophen besonders unzureichend sind. Niklaus Hablützel
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