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Wohnen am „Central Park“

■ Die alte Gartenstadt-Idee wird weitergestrickt: Ergebnis des Bauwettbewerbs „am Falkenberg“ in Treptow nahe der Tuschkastensiedlung von Taut vorgestellt

Berlin. Während es so scheint, als würden die Stadtplaner die Ideen der klassischen Moderne für den Umbau der Innenstadt verwerfen, werden die Gartenstadt- Traditionen der zwanziger Jahre für den Bau neuer Vorstädte immer mehr rezipiert. Nach der geplanten Siedlung in Karow-Nord soll nun im Treptower Stadtteil Bohnsdorf die „Gartenstadt am Falkenberg“ entstehen — in enger Anlehnung an die benachbarte „Tuschkastensiedlung“ Bruno Tauts aus dem Jahre 1912. Sie war die erste Planung einer Gartenstadt des Berliner Architekten.

Die neue Gartenstadt am Falkenberg ist das Ergebnis eines von der Senatsbauverwaltung und der „Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft 1892“ ausgelobten Realisierungswettbewerbs, zu dem 14 Architekturbüros eingeladen waren. Das Preisgericht unter dem Vorsitz des Berliner Stadtplaners Urs Kohlbrenner entschied sich für den Entwurf des Berliner Teams Susanne und Klaus Quick mit Michael Bäckmann. Hannelore Kossel erhielt für ihre Landschaftsplanungen den ersten Preis.

Die Gartenstadt mit 1.180 Wohnungen soll auf einer Fläche von 170.000 Quadratmeter in der Nähe des S-Bahnhofs Grünau entstehen. In dem Entwurf wird die Siedlung von einem langen „Central Park“ zerschnitten, der sie in zwei gleichgroße Teile trennt. Jedes Areal wird mit dreigeschossige Zeilenbauten in einem teppichartigen Raster bebaut. In Norden knüpft der Entwurf an die existierende Taut-Siedlung an und führt die zum Ersten Weltkrieg abgebrochene Bebauung auf neue Weise fort. Entsprechend den Vorstellungen genossenschaftlichen Wohnens entwarfen die Architekten für die kleine Vorstadt gemeinschaftliche, soziale Einrichtungen. Als „Weiterentwicklung der Gartenstadt-Ideen der zwanziger Jahre“ sieht Kohlbrenner die „hohe Transparenz“ der städtebaulichen Struktur und die „gute Zuordnung der öffentlichen Räume“ durch ein dichtes Netz von Quartieren, Straßen und Plätzen.

Zu autofreundlich

Kritik meldete das Preisgericht an der „sträflich vernachlässigten“ Anbindung der Siedlung an den S- Bahnhof an. Das Konzept sei zudem „zu autofreundlich“. Außerdem forderte Kohlbrenner die Architekten auf, bei der Überarbeitung des Konzepts mehr auf die Verknüpfung mit bestehenden baulichen Strukturen, etwa dem „Akazienhof“, zu achten.

Bausenator Nagel und Treptows Baustadtrat Schmitz zeigten sich bei der Vorstellung des Projekts „mehr als zufrieden“. Es zeige sich, daß die Absicht des Senats, „gute Architekturen“ bauen zu wollen, „voll aufgehe“, lobte sich der Bausenator. Falkenberg sei ein „Glücksfall“, da die Taut- Planungen nun „weitergestrickt“ werden könnten. Die neue Gartenstadt werde ein ruhiges und vom Durchgangsverkehr freies Wohngebiet, sagte Nagel. Die Realisierung der Gartenstadt ist für 1994 geplant. In einem ersten Bauabschnitt sollen rund 350 Wohnungen errichtet werden. Rolf R. Lautenschläger

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