: Wieder eine blutige Nase im Revier 16
■ "Nach einem Faustschlag ins Gesicht des Tatverdächtigen konnten die polizeilichen Ermittlungen durchgeführt werden": Polizisten des Reviers Lerchenstraße zertrümmerten einem 24jährigen das Nasenbein..
zertrümmerten einem 24jährigen das Nasenbein / Polizei: Er hat zuerst getreten
Beamte des Polizeireviers 16 in der Lerchenstraße haben am Donnerstagabend dem 24jährigen Hansi F. nach seiner Festnahme das Nasenbein zertrümmert. Anlaß war eine Bagatelle, die sich am Abend im Karoviertel ereignet hatte.
Gegen 19 Uhr hatten die Beamten von „Peter 16/1“ in der Glashüttenstraße ihren Peterwagen abgestellt, um eine Person festzunehmen. Das stieß auf Unmut, jedenfalls zerstach ein Unbekannter den Hinterreifen des Streifenwagens. Aufgrund einer vagen Täterbeschreibung wurde eine Großfahndung in dem Viertel eingeleitet.
Um 20.45 Uhr nahmen dann Beamte der „16E“-Schicht Hansi F. fest, der nach eigenen Angaben mit dem platten Reifen nichts zu tun hat. Hansi F. war den Beamten als Ex-Bewohner der sogenannten „besetzten LaMa-Häuser“ (in der Markt- und Laeiszstraße) bestens bekannt, die der Polizei immer ein Dorn im Auge gewesen waren und wo es mehrfach — gerichtlich aktenkundig — rechtswidrige Polizeieinsätze gegeben hatte.
Der 24jährige wehrte sich nach Polizeiangaben gegen seine Festnahme, indem er sich fallen ließ. Auch haber er sich geweigert, freiwillig in einen Streifenwagen einzusteigen. Nach Angaben von Hansi F. stülpten Beamte ihm auf dem Weg zum Revier im Streifenwagen eine Kapuze über den Kopf und schlugen ihm ins Gesicht. Im Revier habe man ihn dann zunächst blutüberströmt in eine Zelle verfrachtet.
Als sich der inzwischen von Augenzeugen alarmierte Rechtsanwalt Manfred Getzmann telefonisch nach dem Befinden seines Mandanten erkundigte, wurde ihm zur Antwort gegeben: „Gut!“ Als Getzmann sich davon überzeugte, traf ihn der Schlag. Der 24jährige saß im Verwahraum, Getzman fassungslos zur taz: „So gut ging's ihm.“ Hansi F. wurde ins Hafenkrankenhaus transportiert, wo ihm die Ärzte einen Nasenbeinbruch attestierten.
Die Version der Revier-16-Beamten: Die Verletzungen seien in der Zelle entstanden, weil er sich nicht nach gefährlichen Gegenständen habe untersuchen lassen wollen. Polizeisprecher Peter König: „Er trat einem 42jährigen Kriminalhauptkommissar mit großer Gewalt in die Genitalien. Nach einem Faustschlag ins Gesicht des Tatverdächtigen konnten die polizeilichen
1Maßnahmen durchgeführt werden.“
Für den Ex-GAL-Abgeordneten und Augenzeugen Michael Herrmann ist die Version hanebüchen: „Hansi leistet keinen Widerstand,
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8der kennt die Wache 16. Und jeder, der die kennt, der weiß: Will ich heil wieder rauskommen, nehme ich die Hände hoch und laß die Hosen fallen.“
1Gegen Beamte der Wache 16 sind seit 1989 über 100 Strafanzeigen erstattet worden. Überdies sind mehrere Schmerzensgeldprozesse anhängig. Kai von Appen
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