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Strickmuster

■ betr.: "Im Nebel der Dritten RAF-Generation" von Gerd Rosenkranz, taz vom 23.1.92

betr.: „Im Nebel der Dritten RAF-Generation“ von Gerd Rosenkranz, taz vom 23.1.93

[...] „Niemand bestreitet, Bekennerbriefe und Emblem nachmachen zu können“, behauptet Rosenkranz. Das BKA bestreitet jedoch, daß jemand anders als die RAF selber das Emblem nachmachen kann. Für das BKA deuten schon allein die Verwendung des Emblems „RAF“ und die „einschlägige“ inhaltliche Formulierung des Bekennerschreibens auf die Urheberschaft der „RAF“ hin.

Für den taz-Autor verfügt das BKA „angeblich über das Informationsmonopol“. Dies ist ja auch tatsächlich der Fall. So weisen die Buchautoren darauf hin, daß das BKA unter Hinweis auf „laufende Ermittlungen“ Auskünfte an Journalisten stets verweigert hat.

Die Linke ist viel zu schwach, als daß es der Sicherheitsapparat nötig hat, ihr durch Attentate zusätzlich Schaden zufügen zu müssen“, überlegt Rosenkranz messerscharf. Die scheinbare Schwäche der Linken ist ja u.a. darauf zurückzuführen, daß der Bevölkerung die einfache Gleichung „Linke=schießende RAF“ suggeriert wird. Die Buchautoren nennen hier einige Beispiele, an denen das hervorragend geklappt hat (zum Beispiel Anschlag auf die amerikanische Botschaft in Bonn während des Golfkrieges, schlagartiger Rückgang der Kritik zum Geschäftsgebaren der Treuhand nach dem Rohwedder-Attentat).

Anschließend wird den Verfassern des Buches die „Konstruktion einer unüberbrückbaren Kluft zwischen Opfern und deren Nachfolgern“ bescheinigt. Es ist aber doch tatsächlich so, daß die Nachfolger von Herrhausen und Rohwedder etc. ihre Politik grundsätzlich anders gestaltet haben als ihre Vorgänger. Es stellt sich die Frage, wer denn nun hier konstruiert.

„Keine feinsinnige Differenzierung bei der Auswahl der Opfer“ konstatiert Rosenkranz, der sich eingehend mit dem Komplex RAF beschäftigt haben will, den „RAF- Untergrundkämpfern“. Angesichts der Tatsache, daß jeder Anschlag mit hohem Aufwand und großem Risiko verbunden war, ist es naiv, anzunehmen, daß zwischen den einzelnen „Charaktermasken des Kapitals“ nicht differenziert wird.

„Wiesnewski&Co. schweigen zur sogenannten August-Erklärung“, fällt dem Autor schließlich auf. Dem Rezensenten ist offenbar entgangen, daß die Buchautoren an mehreren Stellen darauf hinweisen, daß sich „die Sicherheitspolitiker auf der Suche nach einem neuen Feindbild befinden“. Die „RAF“ hat erst einmal ausgedient. „Jedoch sind neue Überschriften wie ,Organisierte Kriminalität‘, ,Rechtsextremismus‘ etc. bereits gefunden. Denn die selbsternannten Sicherheitspolitiker brauchen schließlich eine Rechtfertigung für den gewaltigen Sicherheits- und Gesetzesapparat, der aber nicht abgeschafft, sondern, im Gegenteil, weiter ausgebaut werden soll.“ Ein Apparat, der, unter welchen Überschriften auch immer vermeintlich legitimiert, jegliche Opposition zerquetscht.

Bezüglich Rosenkranz' Rezension drängt sich einem die Frage auf, wer nun „aufregende“ Thesen „grob strickt“ und sie „trickreich plausibel macht“, obskure Quellen konstruiert“, „zu kurz denkt“ in seiner ach so „selektiven Wahrnehmung“ gemäß der altbekannten Parole: Was nicht sein kann, das darf auch nicht sein. René Hofer, Augsburg

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