: Lokalkoloratur: Wolfgang Curilla
LOKALKOLORATUR
Dicht daneben ist auch vorbei! Vorgestern huldigten wir Betonsenator Eugen Wagner als dem dienstältesten Senator Hamburgs, und gestern mußten wir uns prompt eines Besseren belehren lassen. Finanzsenator Wolfgang Curilla überbietet den Bausenator mit 15 Dienstjahren glatt um fünf Jährchen. Vielleicht mag's daran liegen, daß Curilla das komödiantische Talent abgeht. Er ist kein Mann fürs Rampenlicht, eher schon für die zweite Reihe. Aber auch im Hintergrund rutschte er fleißig über verschiedene Chefsessel. Ganz glatt ging es da aber selten. Als Umweltsenator haderte er mit der Arsen-Schleuder Affi. Als er 1986 das Justizressort übernahm, ließ er zwar neue Knäste bauen, doch frühzeitige Anzeichen einer Knast-Revolte übersah er. In die Presse-Annalen werden jedoch seine legendären Worte eingehen, die er nach nächtelangen Verhandlungen mit den revoltierenden Gefangenen in die Mikrophone der wartenden JournalistInnen sprach: „Ich bin so müde!“
Vor dem Parlament zeigte der Justizsenator dann unerwartete Qualitäten. Er zückte Statistiken, die belegten, daß es noch zehn weiterer Knastrevolten bedürfe, um das Skandal-Geschrei der CDU zu rechtfertigen. Diese Zahlenjongliererei überzeugte seine Kollegen offenbar dermaßen, daß sie ihn 1991 zum Finanzsenator krönten. 15 Jahre dabei — und nur selten wirklich müde? kva
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen