: Von den Schweizern lernen
■ betr.: "Schlittelabenteuer Bergün", taz vom 30.1.93
betr.: „Schlittelabenteuer Bergün“, taz vom 30.1.93
W. Trapp sollte den Express zwischen zwei Ozeanen von Sidney nach Perth in Australien für 1.800 DM 1. Klasse inklusive Zweibettkabine, Frühstück und Abendessen wählen, um sich solche Strapazen, wie er sie in seinem Artikel benennt, zu ersparen.
Tagesmassentourismus ins Skigebiet oder zur Schlittelbahn ist immer eine Strapaze, mit der Bahn oder dem Auto. Nur daß eben viele Menschen gerne ihr Auto stehen lassen, wenn sie zu einem Spottpreis von umgerechnet zirka 28 DM zum Beispiel von Konstanz bzw. Schaffhausen aus über insgesamt 528 Bahnkilometer hin- und zurücktransportiert werden, inklusive Gebühr Schlittelbahn und zusätzlichen Bahnfahrten von Bravougn nach Preda. Das Auto leistet für diesen Preis gerade mal 400 Kilometer, Stau nicht inbegriffen. Und die Kinder (bis 16 Jahre!) fahren für eine Gebühr von 20 Franken im Jahr kostenlos mit den Eltern mit.
[...] Der Rhätischen Bahn, die als Schmalspurbahn beleibteren Menschen eh mehr Dichte vermittelt, ist der Autor nicht gerecht geworden, ebensowenig der ansonsten hervorragenden Service bietenden SBB: Am 28.12.92 unternahm ich eine Tagesfahrt von Schaffhausen bis Tirano/Italien (Veltlin) über Preda... und zurück. Bei der Rückfahrt mußte wegen eines Lokschadens bei Bever (Station vor Preda) eine neue Lok beschafft werden. Fazit: über eine Stunde Verspätung! Aber die SBB machte es möglich: Mit noch 40 Minuten Verspätung in Chur, brachte ein sofort bereitgestellter Sonderzug die Reisenden Richtung Zürich und St.Gallen-Bodensee. Die Anschlußzüge unterwegs warteten diesen Sonderzug ab, so daß mein Anschlußzug in Zürich mit nur sechs Minuten Verspätung losfuhr und dann sogar zwei Minuten früher, als es der Fahrplan ausweist, in Schaffhausen eintraf.
[...] Noch können wir in Deutschland von den Schweizern und ihrer Verkehrspolitik einiges lernen, auch wenn es vielleicht für viele Autofans etwas unbequem ist. Heinrich Henn,
Villingen-Schwenningen
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