■ Kommentar: Überflüssige Truppe
Die Frage, wozu die Freiwillige Polizeireserve (FPR) eigentlich nütze sei, wurde immer wieder gestellt, seit die Freizeit-Armee auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges gegründet wurde. Die westliche Entsprechung der DDR-Betriebskampfgruppen, die gegen „Unruhestifter“ aus dem Osten eingesetzt werden sollte, wurde bereits wenig später mit dem Bau der Mauer arbeitslos. Den miefigen Geist der Blockkonfrontation aber wurde die in der Bundesrepublik einmalige Reservisten-Riege nie los, die später Objekte gegen terroristische Anschläge oder Politiker beim IWF-Gipfel schützen sollte. Es war deswegen vor allem die Law-and-order-Fraktion, die es zur paramilitärischen Ausbildung zog, während sich die Öffentlichkeit mehrfach an den hohen Kosten rieb. Der ehemalige Polizeipräsident Hübner (SPD) hielt es seinerzeit für angebracht, den Freizeit-Sheriffs zumindest staatsbürgerkundlichen Unterricht aufs Programm zu setzen. Die bei Mitgliedern der Polizeireserve gefundenen Waffen und die zugleich aufgedeckten Verbindungen zu rechtsextremen Gruppierungen beleben deshalb einen alten Argwohn gegen den Geist der Hobby-Polizisten. Auch die „Republikaner“ hielten eine ganzseitige Anzeige in der Zeitung der Polizeireserve wohl für eine nützliche Geldausgabe. Nach dem Mauerfall endgültig ohne Feindbild, sollte die FPR aufgelöst werden – so beschloß es Rot-Grün. Umgesetzt wurde dies nie, weil die SPD hintertrieb. Nur zu willig ließen sich die Sozialdemokraten dann in der Großen Koalition von der CDU auf den Weiterbestand der Reservearmee verpflichten. Für die CDU fügt sich die Hätschelung der Freizeit-Polizisten in eine Konzeption, zu der auch die erneute Kasernierung der Bereitschaftspolizei gehört. Gegen diese Kasernierung, die nahezu zwangsläufig einen unsäglichen Korpsgeist provoziert, hatte damals Polizeichef Hübner vehement gefochten und sie weitgehend abgeschafft. In der Großen Koalition hat die SPD diese erneute Kasernierung der Bereitschaftspolizei nicht verhindern mögen. Auch nach den Waffenfunden weigert sich die SPD offenbar, den Wert der FPR politisch zu bilanzieren. Die Sozialdemokraten, die allzulange der Demontage des im Herbst abgetretenen Polizeipräsidenten Schertz durch Innensenator Heckelmann zusahen, demonstrieren damit, daß sie die Polizei längst als Domäne der CDU anerkannt haben. (Siehe Seite 22) Gerd Nowakowski
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