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Lokalkoloratur

■ Van Gogh TV

LOKALKOLORATUR

Wie ein Max Headroom der Kunst geistert Vincent van Gogh seit einigen Jahren in immaterieller Existenz durch die Medienwelt. Als Signet und Namensgeber für einen ständig wechselnden Kreis von Medien-Maniacs, die das interaktive Fernsehen Van Gogh TV betreiben, zählt der Expressionist zu den prägnantesten Vibrationsspendern der Medienkunst. In seinem wirren Geiste

betreiben die Künstler und Wissenschaftler mit Sitz in der Koppel in St. Georg ein Kommunikationschaos via Kabelfernsehen, bei dem sich jeder, der ein Tastentelefon, ein Fax oder ein Computermodem besitzt, direkt einschalten kann. Zuletzt bei der documenta IX konnte man auf 3sat zu nachtschlafender Zeit das Gewitter konkurrierender Botschaften über sich ergehen lassen. Auf einer Oberfläche mit diversen Kommunikationsfeldern erschienen kämpferische Autonome mit politischen Erklärungen genauso wie Tierfreunde oder Holländer, die Sado-Maso diskutieren wollten. Texte via Telefontastatur, Videoeinspielungen, darüber geblendete Zeichnungen aus dem Fax und Telefongespräche liefen parallel und beanspruchten alle Konzentration der Welt, um nur einem kleinen Teil der Nachrichten Sinn zu geben. Jetzt, zur Mediale, hat Partner Telekom den Netzwerklern wieder die Möglichkeit eröffnet, ihren Piazza Virtuale zu installieren. Im elektronischen Café auf der Messe Art & Fair werden die Van Goghler täglich von 14 bis 14.30 Uhr anwesend sein, um das Marktplatzgebrabbel der Zukunft zu demonstrieren. Teilhaber des Hamburger Kabelfernsehnetzes können dann endlich ohne jede Zensur der ganzen Welt mitteilen, was ihre Gehirne sonst alleine beschäftigt. Ein wenig segenspendende Anarchie im Schneller-höher-weiter der teuren Kommunikation bleibt auf jeden Fall übrig. Nur Van Gogh schweigt. Weil er nämlich tot ist. tlb

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