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Es geschah des Nachts in Bristol

■ Der Musiker und Komponist Armin Pokorn gastiert in den Kammerspielen

gastiert in den Kammerspielen

Für den Musiker und Komponisten Armin Pokorn gehört der Computer zu den Alltagsgegenständen. Synthesizer und Sampler gehören genauso in seinen Reisekoffer wie die Gitarre. Um seine musikalischen Klangbilder zu konstruieren, verbindet Pokorn seine 30 Jahre alte Gibson mit den Chips-Innereien, in denen verschiedene Rhythmen und natürliche Klänge gespeichert sind. Mit dem passenden Zupf auf der Gitarre werden einzelne Klänge abberufen und aneinander gereiht.

„Mich faszinieren die akustischen Phänomene“, sagt der Musiker, der als Sechsjähriger mit Querflötenunterricht anfing. Es folgten Blockflöte, Klarinette und Klavier. „Als ich dreizehn war“, erzählt der im Jahr 1958 in Graz geborene Pokorn, „beschloß ich Musiker zu werden“.

Das geschah eines Abends im englischen Bristol, als auf der Bühne des Klubs eine Jazz-Combo spielte. Später studierte er in seiner Heimatstadt Gitarre, dann in Den Haag Renaissance- und Barocklaute und in Utrecht Psychoakustik und elektronische Komposition. In Rom stellte er fest, daß die Barock-Musik „mit dem was draußen passiert, nichts zu tun hat“. Fortan widmete er sich dem Computer und der Gitarre. Seine Kompositionen bezeichnet er als „Filmmusik ohne Film“. Unter geradlinige Bassläufe und Hochtöner mischen sich alle möglichen Klänge und Geräusche. Folklore aus dem Niemandsland heißt das Programm, das er heute im Rahmen der Mediale in den Kammerspielen vorstellt. Wo ist aber dieses Niemandsland? Pokorn meint die ganze Welt. Im Medienzeitalter „weiß man besser Bescheid, was in Texas passiert ist, als bei den Nachbarn. Dadurch entsteht eine Orientierungslosigkeit; die ganze Welt ist ein 'kulturelles Niemandsland‘“. Es wundert ihn schon, „wie die Leute auf der ganzen Welt sich um Landstriche streiten, um dann gleichzeitig im Einheitstopf unterzugehen.“ Mit Vorliebe komponiert er auch Musik für Theaterstücke, wie für Shakespeares Richard III., das am Sonntag in den Kammerspielen Premiere hat. „Es interessiert mich, Räume akustisch zu installieren“, sagt der Kosmopolit. Im März wird er in den Kammerspielen zusammen mit Dominique Horwitz und dem Bassisten Uli Messerschmidt Lieder aus Brechts Dreigroschenoper geben. Das arbeitsintensive Leben macht Armin Pokorn Spaß. „Es ist noch nie passiert, daß ich morgens aufgewacht bin und keine Lust zu musizieren hatte“, sagt der Kettenraucher. Klar ist ihm auch, daß seine Musik nicht jeden begeistert. „Meistens kommen die Leute nach dem Konzert und sagen mir, wie schön es war. Neulich kam aber in Holland eine Frau und sagte mir: deine Haare sind schöner als deine Musik.“ Nikos Theodorakopulos

Kammerspiele, 20 Uhr

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