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Fast ein Drittel wohnt bei den Eltern

■ Studie zur sozialen Lage der Studenten / Die Mehrzahl muß jobben / Durchschnittliches Einkommen: 1294 Mark

/ Die Mehrzahl muß jobben / Durchschnittliches Einkommen: 1294 Mark

Wie halten sich Studenten in der teuren Metropole Hamburg über Wasser? Mehr schlecht als recht - hauptsächlich mit jobben. Das ist Ergebnis der 13. Erhebung des Studentenwerks, das knapp 900 Studenten befragte. 76 Prozent der Nachwuchs-Akademiker geben an, daß Arbeit ihre Hauptfinanzquelle sei, knapp Zweidrittel könnten ohne Job nicht auskommen. Geld von den Eltern bekommen 67 Prozent, BAföG 33 Prozent.

In der Statistik liest sich das dann so: „Der Hamburger Studierende wendet durchschnittlich 18 Stunden für den Besuch von Lehrveranstaltungen auf, 16 Stunden für Vor- und Nachbereitungen sowie 9 Stunden für Erwerbstätigkeit neben dem Studium.“ In der Praxis fallen aber oft ganze Semester den Jobs zum Opfer. Mehr als jeder Dritte glaubt, daß sich der Studienabschluß aufgrund der Erwerbstätigkeit hinauszögern wird. Allerdings sind auch 43 Prozent der Studis erwerbstätig, weil sie praktische Erfahrungen für den späteren Beruf sammeln wollen.

Der Hamburger Durchschnittsstudent ist männlich, 26 Jahre alt und hat ein Einkommen von 1294 Mark im Monat. Er zahlt 407 Mark Miete und gibt 289 Mark für Essen, 75 Mark für Kleidung, 125 Mark für Fahrtkosten, 63 Mark für Lehrbücher und 36 Mark für seine Körperpflege aus. Insgesamt liegen die monatlichen Ausgaben um 13 Prozent über dem Bundesdurchschnitt - eine Tatsache, die beim BAföG nicht berücksichtigt wird. Ein Beispiel: Für Miete sind dort ganze 225 Mark einkalkuliert. Eine Summe, für die in Hamburg nicht mal ein Platz im Studentenheim zu bekommen ist.

Auffälliger Trend ist dann auch, daß wieder mehr Studenten bei den Eltern wohnen (29,3 Prozent). Freiwillig tun das allerdings nur 5,6 Prozent. Je ein Fünftel der Studenten lebt allein, mit Partner oder in der guten alten Institution namens Wohngemeinschaft. Der kleinste Teil (5,2 Prozent) hat ein Zimmer im Studentenwohnheim.

Interessant auch die geschlechtsspezifischen Unterschiede: Der Anteil an Frauen liegt mit 40,5 Prozent deutlich unter dem der Männer. Studentinnen sind selbstständiger als ihre Kommilitonen, wohner seltener bei Mama und Papa (19,4 gegenüber 37,7 Prozent). Sie haben weniger Geld (Durchschnitt 1231 Mark) und geben auch weniger aus. Dies rührt vor allem daher, daß sie seltener ein eigenes Auto haben (29,7 gegenüber 50,6 Prozent). Pkws sind sowieso out:

1Im Sommer kommen 37 Prozent mit dem Rad und 41,3 Prozent mit Bus oder Bahn. Parkraum verschwenden nur 16,3 Prozent.

Die 50 Seiten dicke Studie des Studentenwerks, die sich auf Daten

1von 1991 bezieht, enthält noch allerhand mehr wissenwertes: So speisen 74 Prozent der Studierenden mindestens einmal pro Woche in der Mensa, 36 Prozent sind dort sogar Dauergäste. Die Qualität des

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Essens schneidet mit der Note 2,8 etwas schlechter ab als der Bundesdurchschnitt (2,7). Dabei stört die Nachwuchs-Akademiker am meisten die Atmosphäre: ihr gaben sie die Note 3,5. Kaija Kutter

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