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Gazastreifen: Blutige Zusammenstöße

■ Israelische Armee erschoß mehrere Palästinenser/ USA erwarten von Rabin weitere Schritte in der Deportiertenfrage

Tel Aviv (taz) — Mindestens sechs Palästinenser kamen am Wochenende bei Zusammenstößen zwischen der israelischen Armee und Bewohnern der Flüchtlingslager im Gazastreifen ums Leben. Die Armee behauptet, „nur“ für vier der Todesopfer verantwortlich zu sein. Nach palästinensischen Angaben gab es 55 Verletzte.

Ausgelöst wurden die Unruhen am Freitag durch einen Angriff israelischer Soldaten auf ein „verdächtiges Auto“ in der Nähe des Flüchtlingslagers Burej. Drei der Palästinenser im Auto wurden von einer Militärpatrouille an einer Straßensperre erschossen. Nach Aussage der Militärbehörden wurden in dem Auto drei Waffen gefunden. Palästinensische Quellen melden, daß die drei Erschossenen den „Fatah-Falken“ angehörten. Während der folgenden Demonstrationen erschossen Soldaten den 14jährigen Khaled Itawi. Das Militär gab über die Umstände der Erschießung keine Erklärung ab. Über etliche Flüchtlingslager wurden Ausgangssperren verhängt.

Tags darauf, am Samstag, erschossen israelische Soldaten im Flüchtlingslager Jabalya den 17jährigen Aschrai Daor. Bei Demonstrationen in Rafa, im südlichen Gazastreifen, erlag am gleichen Tag auch der 22jährige Said Ijali seinen Schußwunden. Ein Militärsprecher erklärte, Ijali sei bereits tot gewesen, als die israelischen Truppen gegen die Demonstranten vorgegangen seien.

Der US-Außenminister hat die israelischen Behörden davon in Kenntnis gesetzt, daß wohl weitere Schritte zur Lösung des Deportationsproblems notwendig seien, nachdem sich die Deportierten nicht bereit erklärt haben, bei dem amerikanisch-israelischen „Kompromiß“ mitzuspielen, der die sofortige Rückkehr von nur 100 der 400 Deportierten vorsieht. Fünf von den vorgesehenen hundert Palästinensern, die seit längerem schwer erkrankt sind, wurden gestern aus einem Militärkrankenhaus im israelisch besetzten Südlibanon nach Israel zurückgebracht.

Der im Zusammenhang mit der Deportationskrise erneut akut gewordene Konflikt zwischen Rabin und Außenminister Peres führt unterdessen zu einem regelrechten „Wettlauf“ nach Washington. Nachdem bekannt geworden war, daß Peres schon im Laufe dieser Woche – und vor Rabin – in Washington erwartet wird, schickte der Ministerpräsident gestern seine eigenen Vertreter in die USA. Der Kabinettssekretär und Leiter der israelischen Delegation bei den bilateralen Nahostgesprächen, Eljakim Rubinstein, und der „Koordinator aller Regierungsaktionen in den besetzten Gebieten“, General Dani Rothschild, sollen in Rabins Auftrag mit US-Außenminister Christopher über Schritte zur Wiederaufnahme der Autonomieverhandlungen mit den Palästinensern verhandeln. Die Spannungen zwischen Rabin und Peres wurden durch die Entsendung dieser Delegation weiter verschärft.

Die US-Regierung hat in Jerusalem offiziell gegen die Behandlung der drei Amerikaner palästinensischer Herkunft protestiert, die letzte Woche wegen angeblicher Verwicklung in „Hamas“- Aktivitäten festgenommen wurden. Die Verhafteten seien von israelischen staatlichen Stellen öffentlich für schuldig erklärt worden, obgleich bisher kein Gerichtsverfahren stattgefunden habe. Außerdem habe man ihnen bisher jeden Kontakt mit Konsularvertretern und ihren Anwälten verweigert. Amos Wollin

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