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Risse auch in Ohu

■ Reaktorsicherheitskommission berät in Bonn über das AKW Brunsbüttel

Landshut/Bonn/Erlangen (taz/ dpa) – Auch im Reaktor Ohu1 sind Stahlrohre defekt, die angeblich sicher sein sollten. Nach Informationen des „Landshuter Bürgerforums gegen Atomkraftwerke“ sind 1992 etwa 250 Schweißnähte untersucht worden. Dabei seien in dem mit Brunsbüttel baugleichen Reaktor ebenfalls Risse entdeckt worden. Diese konnten, so der Vorsitzende der AKW-GegnerInnen, Thomas von Taeuffenbach, nur durch den Einsatz eines neuen Untersuchungsgeräts aufgespürt werden. Teilweise habe man die Risse repariert.

Taeuffenbach forderte den bayerischen Umweltminister Peter Gauweiler (CSU) und die Betreiber des Atomkraftwerks, die Isar- Amper-Werke und das Bayernwerk (je 50 Prozent) auf, „der betroffenen Bevölkerung reinen Wein einzuschenken“. Das bayerische Umweltministerium hatte in einer ersten Stellungnahme lediglich davon gesprochen, daß keine „unzulässigen Risse“ aufgetreten seien.

Bis zur Klärung der Fragen und der vollständigen Untersuchung aller Rohrleitungen müsse der schlagzeilenträchtige Pannenreaktor sofort abgeschaltet werden, fordert das Landshuter Bürgerforum gegen Atomkraftwerke. Vom bayerischen Umweltminister will Taeuffenbach unter anderem wissen, welche Leitungen untersucht wurden und wo welche Risse aufgetreten seien. Besonders interessiert ist der Vorsitzende an den Gründen für den angeblich ohnehin geplanten Austausch von Leitungen bei der nächsten Revision von Ohu1 im Sommer vom Typ, der in Würgassen und Brunsbüttel beanstandet worden ist.

In Bonn ist die Reaktorsicherheitskommission (RSK) zu internen Beratungen über die Sicherheit des Kernkraftwerks Brunsbüttel zusammengekommen. Es geht dabei um die Frage, ob die festgestellten rund 120 Risse an Schweißnähten von Anfang an vorhanden waren oder erst beim Betrieb des Reaktors entstanden sind.

Speziell anhand der Prüfung der Schweißnaht „13.3.B“ soll ermittelt werden, ob die Darstellung des Kieler Umweltministers Günther Jansen (SPD) zutrifft, daß für einige Risse „eine betriebsbedingte Ursache wahrscheinlich“ sei. Nach Meinung der Betreiber, der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW), sind die Risse bei der Herstellung des Spezialstahls Austenit entstanden und haben sich seitdem nicht mehr verändert.

Noch ist offfen, ob die Kommission für ihre Prüfung mehr als einen Tag benötigt, und wann eine Unterrichtung der Öffentlichkeit über die Ergebnisse erfolgen kann. Die Siemens-KWU, Herstellerin des Kraftwerkes, ist sich schon sicher. Die Risse seien bei der Herstellung entstanden, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens: „Die vom Kieler Energieministerium vor Beginn unserer Laboruntersuchungen verbreitete Behauptung, bei der Schweißnaht 13.3B sei betriebsbedingtes Rißwachstum festgestellt worden, erweist sich als vorschnell und wegen der damit erzeugten Verunsicherung als wenig verantwortungsvoll.“

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