: Abstruse Ansichten-betr.: "Volksmusik" von Gabriele Goettle, taz vom 25.1.93, "Der lachende Misanthrop" (Interview mit Harald Schmidt), taz vom 30.1.93, "Bedenklicher Rundumschlag", Leserbrief taz vom 4.2.93
betr.: „Volksmusik“ von Gabriele Goettle, taz vom 25.1.93, „Der lachende Misanthrop“ (Interview mit Harald Schmidt), taz vom 30.1.93, „Bedenklicher Rundumschlag“, Leserbrief von Matthias Iken, taz vom 4.2.93
Gerade habe ich – oh welche Schande – in eine dieser sich beim gemeinen Volk immer größerer Beliebtheit erfreuenden Volksmusiksendungen hineingeschaut. Jetzt gehöre ich für Gabriele Goettle zur Ingroup jener, die sich durch deutsche Klänge zu Gewalt aufstacheln lassen. Matthias Iken bringt es auf den Punkt, wenn er zu ihrem Artikel barsch anmerkt, sie erwecke den Eindruck, „das Volkslied führe geradeaus in die Vernichtungslager“. Auf alles „angeblich ,Deutsche‘“ schlage sie mit dem „Faschismushammer“ ein.
Goettle steht mit solch abstrusen Ansichten leider nicht allein. Sie befindet sich in guter Gesellschaft mit dem Gros derer, die sich für fortschrittlich, intellektuell, alternativ oder/und links halten. Um eine Differenzierung zwischen politisch verdächtigen und emanzipatorisch-kritischen Texten bemühen sie sich nämlich nicht, wenn es sich um „Volksmusik“ handelt.
Wie befreiend wirkt dagegen Harald Schmidts Bekenntnis zu den „Helden Karl Moik und Heinz Schenk“, die sich stets zu „Bembel und Bierzelt“ bekannt haben. Doch seine Feststellung, das Interview in der taz sei für die „instinktiv“ reagierenden „zehn Millionen Samstagabendzuschauer“ zu kompliziert, sollte erweitert werden: auf Goettles GesinnungsfreundInnen aus der Ethno-Szene, die Ausgewogenheit nur konstatieren, wenn es sich um „Heimatklänge“ ausländischer Interpreten im Tempodrom handelt.
Der Artikel „Volksmusik“ ist ein gutes Beispiel für Schwarzweißmalerei, für das instinktive Sich-auf-die-Schulter-Klopfen, bei dem den LeserInnen manchmal wirklich die Galle hochkommen muß. Auch in einer „multikulturellen“ Gesellschaft ist Platz für andere Geschmäcker, und seien es die alten. Klaus Lückert, Berlin
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