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Überall gerechter Kaffee

■ "Transfair" in vielen Kaufhäusern / Hoher Preis für Kleinbauern

/ Hoher Preis für Kleinbauern

Bis Ende März wird der Einzelhandel in Norddeutschland flächendeckend „sozial verträglichen“ Kaffee anbieten. Das Getränk mit dem Gütesiegel „Transfair“ soll durch einen höheren Einkaufspreis eine weitere Verarmung der Kleinbauern in der sogenannten Dritten Welt verhindern.

Nach Informationen der GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) - bisher Alleinvertreiber von alternativem Kaffee - verkauft Hertie (Kaufhof, Alsterhaus) seit Februar als erster Konzern den „Transfair“-Kaffee, REWE (minimal, HL, Penny) und Karstadt sollen in Kürze folgen.

Nachdem im Juli 1989 das internationale Kaffee-Abkommen mit seinem garantierten Festpreis gekündigt worden war, sank nicht nur der Weltmarktpreis auf etwa die Hälfte, sondern verarmten auch die Kleinbauern in den Kaffeeländern (Mexico, Costa Rica oder Tansania) noch mehr. Kirchliche und Dritte-Welt-Initiativen gründeten daraufhin 1991 den Verein „AG Kleinbauernkaffee“ (Köln), der das Gütesiegel „Transfair“ an Röstereien und Händler vergibt.

Die Vergabe des Gütesiegels ist an die vertragliche Zusage gekoppelt, den Mindestpreis des ehemaligen Kaffee-Abkommens zu zahlen. Der Kaffee muß gemäß einer Liste bei rund 250000 Kleinbauern in 15 verschiedenen Ländern bezogen werden. Dazu kommt noch die Verpflichtung, langfristige Verträge zu schließen und 60 Prozent des Preises im voraus zu bezahlen. „Transfair“-Kaffee ist etwa 15 bis 30 Prozent teurer als herkömmlicher Kaffee.

Die GEPA wird allerdings nach eigenen Angaben an die Kleinbauern weiterhin einen noch höheren Preis zahlen, der zehn Prozent über dem des Kaffee-Abkommens liegt. Ein Teil des Erlöses wird für Hilfsprojekte und Verbraucherinformation verwendet.

Unterstützung erfuhr das Projekt auch vom Deutschen Kaffee- Verband in Hamburg, der es auf seiner Jahresversammlung 1992 vorstellte. Rolf Sauerbier, Sprecher

1des Marktführers Jacobs-Suchard, traut dem „fairen Kaffee“ sogar einen Marktanteil von bis zu fünf Prozent zu.

Bisher ist alternativer Kaffee wirtschaftlich betrachtet jedoch noch von untergeordneter Bedeutung: von den rund zehn Millionen Sack Kaffee, die jährlich nach Deutschland importiert werden, entfallen lediglich 30000 Sack auf die GEPA. epd

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