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Sprung in die Selbständigkeit als Rettung?

■ Frauenprojekt BAFF steht kurz vor dem Zusammenbruch / Metallerinnen verhandeln mit Lawaetz / Hoffen auf den 9. März

steht kurz vor dem Zusammenbruch / Metallerinnen verhandeln mit Lawaetz / Hoffen auf den 9. März

In den Räumen der BAFF sah es gestern früh trostlos aus. Die Metallwerkstatt stand leer, die Küche war ungenutzt, nur in der Tischlerei schreinerten ein paar Frauen. Und wenn kein Wunder passiert, werden ab 1. März auch die Holzwerkstatt und der Öko-Garten verwaisen. BAFF heißt „Berufliche Autonomie für Frauen“ und ist eines von rund hundert Beschäftigungs- Projekten, die vor dem Kollaps stehen, weil Nürnberg keine AB-Maßnahmen bewilligt.

„Wir hoffen, daß es für eine Übergangszeit noch einmal eine Verlängerung gibt“, sagt BAFF-Projektleiterin Silvia Tenschert, die gestern die sieben Tischlerinnen und drei Gärtnerinnen zum Altonaer Arbeitsamt begleitete. Eine kleine Protestaktion, ein paar Flugblätter verteilt, Kaffee und Kuchen angeboten, eine kurze Diskussion mit Amtsleiter Volker Lang, der sinnige Tips gibt, daß man doch öffentlichkeitswirksamer protestieren sollte und nicht in seinem Flur.

Am 9. März wird in Nürnberg endgültig über die ABM-Mittel für '93 entschieden. Die Chancen für BAFF stehen denkbar schlecht. Zeit, um über Alternativen zu grübeln. Seminare geben, so Silvia Tenschert, wäre eine Möglichkeit. Oder aber — von den BAFF-Frauen noch sehr skeptisch beäugt, aber immerhin doch als Lösung für einen Teil der Gewerke gesehen: der Weg in die Selbstständigkeit. Immerhin stünden in der Behringstraße Räume und Maschinen bereit. Die Metallerinnen, die schon seit Sommer'92 arbeitslos sind, lassen sich bereits von der Lawaetz- Stiftung beraten. Designermöbel aus Metall, da gäbe es vielleicht einen Markt.

Ohne Risiko ist die Sache nicht. Die Lawaetz-Stiftung bietet einen Kapitalzuschuß und ein Darlehen, das nach fünf Jahren zurückgezahlt werden muß. Geht das Projekt pleite, so haftet jedes Mitglied mit einer Bürgschaft. Außerdem müssen die Antragsteller nachweisen, daß sie sich am Markt behaupten können, keine öffentlichen Subventionen bekommen, ökologisch sinnvolle Produkte herstellen und und und. Für Projekte, die lange Zeit im ABM-geschützten Rahmen gearbeitet hat, allerhand. Auch sind die Lawaetz-Mittel begrenzt, nicht mal eine Million steht für '93 zur Verfügung. Wenn jetzt fünf oder sechs Projekte auf dieselbe Idee kommen, wäre Lawaetz dem Ansturm nicht gewachsen.

Man würde jedem Projekt, daß

1sich selbständig machen will, sofort helfen, sagte Joachim Meyer von der BAGS gegenüber der taz. Doch eine andere Hilfe außer Lawaetz gibt es zur Zeit nicht. Während es

1in Hannover seit Jahren ein Programm gibt, das in Kombination von Landes- und EG-Mitteln gezielt die Etablierung von Projekten am Markt fördert, ist es in Hamburg

1eher Zufall, wenn die Abteilung Gas und Wasser vom Harburger „Lohn und Brotkontor“ zum 1. März den Weg in die Selbständigkeit schafft. Kaija Kutter

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