: Hege(r) oder Jäger?
■ Berliner Hans Hege wurde Chef der Medienkontrolleure / Kommerzender auf dme Prüfstand
Potsdam (taz) – Der Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, Hans Hege, wurde am vergangenen Wochenende in Potsdam zum neuen Vorsitzenden der Konferenz der Landesmedienanstalten (DLM) gewählt. Er löst den Hamburger Helmut Haeckel ab. Zwar hat der Posten des DLM- Chefs eher koordinierenden Charakter, weil die Lizenzentscheidungen bei den einzelnen Landesanstalten liegen – dennoch aber könnte die Wahl Signalcharakter haben: Hans Hege hatte mit der Klageerhebung gegen die Erteilung der Lizenz für das Deutsche Sportfernsehen (DSF) vor dem Münchner Verwaltungsgericht erst kürzlich Aufsehen erregt. Zum ersten Mal hatte eine Landesmedienanstalt gegen die Entscheidung einer anderen Klage erhoben. Darüber hinaus hat sich die von Hege geleitete Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) auch mit Lizenzauflagen für den Kölner Sender Vox hervorgetan. Diesmal traf es die zweite starke Mediengruppe, die RTL-Gesellschafter. Sie dürfen bei Vox zusammen nicht mehr als 24,9 Prozent der Anteile halten. Das tut Bertelsmann über seine Ufa-Tochter schon jetzt alleine. Andere RTL-Gesellschafter dürften nur einsteigen, wenn die Ufa aufgibt.
Neben der Wahl war aber die wichtigste Entscheidung der Potsdamer Konferenz eine neue Kampfansage gegen die Konzentration im Kommerz-TV. Seit neuestem steht nun auch Sat.1 auf dem Prüfstand. Wie auch beim DSF geht es bei Sat.1 vor allem um den Einfluß, den die Münchner Kirch-Gruppe auf den Privatsender hat. Über die Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk (PKS) ist die Kirch- Gruppe größter Gesellschafter bei Sat.1. Darüber hinaus ist sie über den Springer-Verlag und damit indirekt über das Aktuelle Pressefernsehen (APF) am Mainzer Sender beteiligt. Formaler Aufhänger der Überprüfung ist die Verlängerung der Sendelizenz für eine terrestrische Frequenz in Nordrhein- Westfalen. Sat.1 wird bis spätestens Mai einen umfangreichen Fragenkatalog zu offenen und versteckten Beteiligungsverhältnissen und Einflußmöglichkeiten zu beantworten haben. Bei Nichtbeantwortung der Fragen droht die Ablehnung der Lizenzverlängerung. Aber auch bei Pro7 und RTL „sind noch Fragen offen“ (beide haben zum Beispiel Lizenzanträge in Berlin-Brandenburg gestellt), meint der neue Vorsitzende Hans Hege. Insgesamt wollen die Kontrolleure ihre Zusammenarbeit verstärken, dazu soll auch die „Schaffung gemeinsamer Entscheidungsebenen für alle Landesmedienanstalten“ gehören, damit sie „mit einer Sprache sprechen können“. An der „Potsdamer Konferenz“ haben auch die Vorsitzenden der jeweiligen Lizenzgremien der Medienanstalten teilgenommen, die die Befürchtung äußerten, daß die gute Zusammenarbeit der Direktoren auch den Nachteil haben könne, daß sie sich von ihren Gremien „entfernten“ und diese immer weniger zu bestimmen haben. Ilona Marenbach
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