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Warum mit Selbstverständlich- keiten kokettieren? -betr.: "Richter/Knapp-Kontroverse", Leserbriefe in der taz 6.2.93

Betr.: „Richter/Knapp-Kontroverse“, Leserbriefe in der

taz vom 6.2.93

Nachdem fast alle LeserInnen Udo Knapp recht kräftig in die Seite getreten haben, will ich ihm – ebenso kräftig – an die Seite treten. Richters Musik ist in der Tat von gestern, sie ist belanglos. Das Militär hat nach dem Zusammenbruch des destruktiven Ost-West-Konfliktes eine vollkommen neue Rolle bekommen. Auf der einen Seite ist es unwichtiger geworden. Wichtiger, weil es legitimer geworden ist. Sicherheit, dieses hohe Gut, ist (leider) nicht zum Nulltarif zu haben. (Das erinnert Euch an Nato, Wörner und Kohl? Prima, dann lest nicht weiter, alte Feindbilder sind Balsam für die geplagte Seele.)

Wer mit Vernunft und Augenmaß an einer neuen Sicherheitsstruktur auch nur mitdiskutieren möchte, der muß zur Kenntnis nehmen, daß das Bereithalten von militärischen Gewaltpotentialen ein unverzichtbares Gestaltungselement der internationalen Politik (geworden) ist. Dabei bin ich es leid, in Diskussionen mit FreundInnen aus der westlichen „Friedensbewegung“ immer wieder betonen zu müssen, daß gewaltfreie Mittel immer vorzuziehen sind und mehr Phantasie und Engagement bei dessen Entwicklung gefragt ist, um mir einen Rest an friedenspolitischer Reputation zu erhalten. Warum mit Selbstverständlichkeiten kokettieren?

Um Identität zu wahren, sind neue Konzepte gefragt, die auf real existierende Perversitäten (Bosnien etc.) reagieren. Darüber möchte ich streiten. Man kann es. Mit Knapp eher als mit Richter! Johannes Varwick, Münster

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