: Fremd sein und bleiben?
■ Keine EIngliederung für Aussiedlerkinder
Fremd sein und bleiben?
Keine Eingliederung für Aussiedlerkinder
Ab 1. Juli 93 wird es im Land Bremen keine Angebote zur schulischen, beruflichen und gesellschaftlichen Eingliederung von Aussiedlerkindern mehr geben. Da die Mittel für diese Maßnahmen vom Bundesministerium für Frauen und Jugend in den letzten zwei Jahren um über 60 Prozent gekürzt wurden, haben die Wohlfahrtsverbände jetzt beschlossen, das Angebot ganz aufzugeben. Klaus Pietsch, Landesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände (LAG), hält das „für die Bremer Soziallandschaft in Zukunft von großer Bedeutung“. Da die vorhandenen Mittel die Fortführung der Maßnahmen nur noch bis zum 30. Juni gestatte, wird für Pietsch das „Ziel der Chancengleichheit für diesen Personenkreis aufgegeben“.
Die Tagesinternate, an drei Tagen die Woche für rund 1.100 Kinder und Jugendliche in Bremen und Bremerhaven geöffnet, bieten nach Auskunft der AWO „sehr viel mehr als nur Sprachförderung“. Das Kennenlernen der neuen Umgebung und das dadurch entstehende Vertrauen in die neue Umgebung - so ein „Stück Heimat“ helfe, vorkommende Sprachverweigerung zu beseitigen.
„Wir durften von Golf auf Mercedes umsteigen, aber es gibt keinen Sprit mehr“, so umschreibt Siegmund Loppe vom Jugend- und Sozialressort die Situation: Die Bedingungen für eine Aufnahme in das Programm wurden jüngst erleichtert, die staatlichen Mittel gleichzeitig gekürzt.
Die von den Trägern befürchteten Folgen reichen von „erheblich größeren Schwierigkeiten beim Eingliederungsprozeß“, und einer folgenden Isolierung bis zur Gefährdung des Erreichens höherer Schulabschlüsse für die Jugendlichen, so Christel Hempe-Wankerl vom Bildungsressort. Und: In den Schulen werde es in Zukunft mehr Schwierigkeiten durch Kinder mit unzureichenden Sprachkenntnissen geben. Pietsch: „Unter diesen Bedingungen ist es ehrlicher und konsequenter, wenn das Angebot nicht mehr stattfindet.“ ker
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen