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Vom Versuch, Menschen zu helfen

■ Aus der Göttinger Zentrale der Gesellschaft für bedrohte Völker

In dem weiß gekalkten Büro einer ehemaligen Fabrik in Göttingen steht ein großer grauhaariger Mann. Wie ein Skatspieler hält der 52 Jahre alte Ostpreuße Tilman Zülch zahlreiche Briefe mit bunten Marken in der Hand. Bosnien, Brasilien, Türkei und Indonesien, zählt er auf. Eilig wird die Post an die zuständigen Referenten verteilt. „Ist hier einer, der Portugiesisch kann“, ist zwischen dem eintönigen Schnurren von Textverarbeitungsmaschinen noch aus einem Nebenraum zu hören.

Dann geht jeder wieder an seine Arbeit. Zülch ist Vorsitzender der von ihm gegründeten, inzwischen in fünf europäischen Staaten vertretenen „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV). Die Anforderungen an die Menschenrechtsorganisation stellen sich von selbst in einer Zeit, in der weltweit 52 Kriege toben, ganze Völker vom Untergang bedroht sind und Menschen eingesperrt, gequält oder ermordet werden. Auf die Frage, was eine deutsche Menschenrechtsorganisation weltweit tun kann, kommen die Antworten prompt: „Verbrechen bekannt machen, Schuldige nennen, Sanktionen gegen Unrechtsstaaten fordern und dafür sorgen, daß Verfolgte eine Stimme bekommen, helfen oder Hilfen anregen.“

Schon kurz nach den ersten Nachrichten über die Kriegsverbrechen der Serben sprachen Zülch, die GfbV-Aktionsreferentin Inse Geismar und andere in bosnischen Flüchtlingslagern mit Überlebenden und berichteten oder schrieben darüber. Die bis dahin ungehört in Konzentrationslagern Gequälten erhielten die Aufmerksamkeit, die notwendig war, um Hilfe in Gang zu setzen.

„Die neuen Spannungen am Golf werden wieder die Schwächsten, die Kurden, treffen“, befürchtet Tilman Zülch. Im Süden des Sudans begeht die Armee des arabischen Nordens mit Unterstützung des Iran furchtbare Greueltaten an der schwarzafrikanischen Bevölkerung. Der Zypern- Konflikt ist noch immer nicht gelöst. Die UNO hat das Jahr 1993 zum „Jahr der indigenen Völker“ erklärt...

Alexander Focke/dpa

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