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Sozialsponsering gegen Wohnungsnot

■ Modellversuch in Bremen: Wirtschaft investiert für Obdachlose

Der Bremer Sparkassen-Chef Friedrich Rebers machte keinen Hehl daraus, daß er mit der Idee anfangs Probleme hatte. Da kam der Verein Wohnunghilfe in seine Banketage, hatte den Bremer Bürgermeister a.D. Hans Koschnick als „Promotor“ im Schlepptau und versuchte, Geld loszueisen, und dann auch noch für Wohnungslose.

Das war vor einem Jahr. Mittlerweile ist Sozialsponsering in Bremen erstmals in einem Projekt für sozial benachteiligte Menschen umgesetzt worden. Der Verein Wohnungshilfe hat in einem Fonds „Sozial Wohnen“ insgesamt 765.000 Mark gesammelt und ein 600 Quadratmeter großes Haus gekauft. Dort sollen nach einem Umbau insgesamt neun 2-3 Zimmer-Wohnungen für Strafentlassene, drogenabhängige Prostituierte oder Substituierte entstehen. Für 10 Mark Miete je Quadratmeter, die das Sozialamt übernimmt, haben im Sommer insgesamt 16 Menschen ein neues Zuhause, und zwar dauerhaft und ohne Angst vor Rausschmiß.

Weil die öffentliche Hand im günstigsten Fall Notunterkünfte für diese Menschen zur Verfügung stelle, sei die Versorgung mit dauerhaften Wohnraum etwas, „was wir neben der öffentlichen Hand lösen müssen“, sagte Koschnick. Der „Klinkenputzer“ für das Sponsering räumte auch ein, daß es nicht leicht war, die freie Wirtschaft, Behörden und Institutionen für die Idee zu gewinnen. Nur zwei Prozent aller Sponsoren-Gelder in der Bundesrepublik komme sozialen Zwecken zugute. „Wir haben es leichter, wenn wir bestimmte Projekte vorweisen können.“

Das können die Bremer jetzt. Das Projekt „Windrose“, benannt nach dem Hotel, das in dem neuen Haus vorher untergebracht war, ist ein Vorzeige- und Modellprojekt. „Wir achten bei der Belegung darauf, daß die Mischung stimmt“, erklärte Regine Brieske, Geschäftsführerin der Wohnungshilfe. Sie organisiert über die Mitgleidervereine der Wohnugnshilfe die Betreuung der künftigen BewohnerInnen.

Das „Modell Windrose“ soll vor allem die freie Wirtschaft zu mehr Sponsering verleiten. „Es ist verdammt schwer, an das Geld fremder Leute heranzukommen“, räumte Banker Rebers ein. Für die „Windrose“ sind 150.000 Mark aus dem Sonderfond geflossen, 125.000 Mark steuerten Gesundheits- und Justizsenator bei, der Rest läuft über Kredit. „Mit dem Geld, das wir bis jetzt gesammelt haben, können wir noch ein oder zwei solcher Modelle anschieben“, meinte Brieske.

mad

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