: Viel Lob, wenig Kritik
Kritikpunkte verzweifelt gesucht: CDU ganz soft gegen SPD- ■ Müllkonzept
Es war eine Pflichtveranstaltung. Nachdem Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) vergangene Woche Hamburgs Abfallperspektiven aus Senatssicht vorgestellt hatte, mußte Roland Salchow gestern für die CDU in die Bütt. Doch wer von dem Müllexperten markige Oppositionskritik erwartet hatte, wurde enttäuscht. Zwar mahnte Salchow die Einhaltung der Ziele des Abfallwirtschaftsplans an, ging ansonsten aber auf Schmusekurs. „Viel Lob, wenig Kritik für uns“, wunderte sich Umweltbehördensprecher Kai Fabig.
Salchow monierte lediglich, daß „Vahrenholts Ausstieg aus dem Schönberg-Ausstieg“ nicht mit dem Hamburg-Boom begründet werden könne. So würden das Bevölkerungswachstum und die müllfördernde Konjunktur zusammen mit anderen Faktoren höchstens zu 87000 Tonnen zusätzlichem Abfall führen. Denen stünde aber eine Reduzierung des unsortierten Hausmülls durch das Duale System von mindestens 100000 Tonnen gegenüber.
Allerdings hatte auch Vahrenholt vergangene Woche betont, daß der für 1995 anvisierte Ausstieg aus Schöneberg nur dann in Frage gestellt ist, wenn Schleswig-Holstein sich weiter weigert, in großem Maßstab Hamburger Müll in Stapelfeld zu verbrennen. Hier empfiehlt Salchow dem Umweltsenator lapidar, „die Müllfehde mit Schleswig- Holstein zu beenden“, um gleich darauf einzuräumen, daß „Hamburg zumindest seit drei Monaten sehr bemüht“ ist, genau dieses zu tun.
Ansonsten: Streicheleinheiten für den Umweltsenator. Hamburgs Müllpolitik sei „unter Vahrenholt dynamischer geworden“, befand Salchow. Bei der zügigen Errichtung der Müllverbrennungsanlage Borsigstraße und der Zustimmung Vahrenholts für die „technische Anleitung Siedlungsabfall“ der Bundesregierung habe der Senator „Handlungskraft gezeigt“.
Salchows weitere Vorschläge: Die Gebührendifferenz zwischen 80-Liter- und 120-Liter-Mülltonnen müsse größer werden, um noch mehr HamburgerInnen zur Mülldiät zu animieren. Die Müllverbrennungsanlage Stellingen solle nicht nachgerüstet, sondern abgerissen und neu gebaut werden. Salchow: „Das kommt billiger.“ Außerdem müsse der Bau der geplanten vier Kompostanlagen beschleunigt werden. Einfacher gesagt als getan. So votiert gegen das Kompostwerk in Bergedorf vor Ort eine mächtige Fraktion: die Bezirksabgeordneten der CDU. Marco Carini
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen