: Historischer Park als Parkplatz?
■ Quellental in Klein-Flottbek soll nach historischem Vorbild restauriert werden / Auch Wohnungen und Parkplätze geplant
soll nach historischem Vorbild restauriert werden / Auch Wohnungen und Parkplätze geplant
Der Quellentalpark in Klein- Flottbek soll als öffentliche Grünanlage neu angelegt werden. Das sieht der Grünordnungs- und Bebauungsplanentwurf Nienstedten vor, der noch bis zum 15.März im Rathaus Altona öffentlich ausgelegt ist.
Das Gelände westlich des Jenisch-Parks wird frei, weil die Baumschule „Lorenz von Ehren“ von Nienstedten nach Harburg umzieht. Ein ländliches Idyll weit vor den Toren der Städte Hamburg und Altona war der Quellentalpark im 18.Jahrhundert — angelegt von Baron Caspar Voght als Teil eines Landschaftsgartens mit Weiden, Wiesen, Feldern und Gärten. Jetzt soll das Grün nach historischem Vorbild wieder hergestellt werden. Das Flüßchen Kleine Flottbek, früher Herzstück der romantischen Anlage, heute in großen Abschnitten verrohrt, soll außerdem im alten Bachbett freigelegt werden.
Auch der historische Aussichtshügel westlich des Landhauses Voght soll wieder entstehen. Durch Auslichtung der umstehenden Gehölze wird dann wie ehemals von hier der Blick frei zum Jenisch-Park schweifen können.
Aber in dem Landschaftsschutzgebiet zwischen Kanzleistraße, Jürgensallee, Baron-Voght-Straße, Quellental und Georg-Bonne- Straße sollen nicht nur historische Grünanlagen für die Öffentlichkeit neu zugänglich gemacht werden — im lukrativen Nienstedten ist auch Wohnbebauung geplant. Der größte Teil des bisherigen Baumschulgeländes an der Kanzleistraße soll zur „Wohnoase“ werden, wie Grundeigentümer von Ehren es nennt.
Das ist dem Verein „Erhaltet Flottbek“ ein Dorn im Auge. Die Bebauung, die der Vorschlag des Bezirks vorsieht, sei „zu massiv“, so Vereinsmitglied Peter Mohr. Das geplante „Manhattan in Nienstedten“ würde das Quellental erdrücken. Der Verein kritisiert zudem, daß in der geplanten öffentlichen Grünanlage eine große Fläche „für vorübergehendes Pkw-Parken“ vorgesehen ist — für Besucher des Turnierplatzes, auf dem alljährlich
1das internationale Derby stattfindet und in diesem Jahr Frank Sinatra und Placido Domingo auftreten werden.
Aus Voghts Obstwiese mit ehe-
1mals 400 Bäumen soll während Reitveranstaltungen ein Großparkplatz werden, „um eine übermäßige Belastung der Umgebung durch parkende Derbybesucher zu ver-
1meiden“. Der S-Bahnhof Klein- Flottbek ist allerdings zum Greifen nahe — kein einleuchtender Grund also. Und sicher nicht im Sinne des naturliebenden Barons. Vera Stadie
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